Für das Autor*inneninterview des Monats haben wir für August Christian Endres in petto, der mit seinem Roman “Wolfszone” in der aktuellen Bestenliste Platz fünf belegt. Das Interview führte Aşkın.
Hallo Christian, beschreib dich doch bitte als Einstieg in drei Worten.
Ruheliebend. Getrieben. Bibliophil.
Was sind deine aktuellen Projekte und was sind deine größten Leidenschaften?
Lesen und Schreiben sind für mich Sucht und Sehnsucht zugleich – und definitiv meine größten Leidenschaften. Gerade poliere ich den dritten Roman meiner Fantasy-Serie „Die Prinzessinnen“, in dem die Ex-Thronfolgerinnen und Söldnerinnen einen Serienmörder jagen, der es auf andere Königstöchter abgesehen hat. Das Buch wird diesen November erscheinen.
Außerdem habe ich dieser Tage eine neue SF-Kurzgeschichte für „Spektrum der Wissenschaft“ geschrieben, über begrünte Städte. Als nächstes steht wieder ein SF-Roman an, den ich bereits plotte, wann immer Zeit dafür ist. Oh, und bei all dem trinke ich viel zu gerne Cola …
Was ist das Besondere an deinem neuen Buch “Wolfszone”?
Die Mischung aus Hardboiled-Krimi und Near-Future-Science-Fiction vor deutscher Kulisse, würde ich sagen. Und dass beim Lesen, so hoffe ich jedenfalls, eher früher denn später die Grenzen zwischen Gegenwart und Zukunft verwischen, trotz Cyborg-Wölfen und Kampf-Bots in Brandenburg.
Darüber hinaus ist ein Handlungsstrang aus Sicht eines KI-infizierten Wolfes mit PTBS geschrieben …
Womit prokrastinierst du am liebsten?
Ich würde jetzt ja gerne antworten, mit dem Re-Reading von „Calvin and Hobbes“ oder dem Re-Watching von „Shameless“, aber am Ende surfe ich meistens auf Comic-News-Sites oder Social Media herum.
Welches deiner Bücher sollten wir jetzt sofort aus welchem Grund lesen?
Da nehme ich einfach mein aktuellstes Buch „Wolfszone“, weil ich noch immer ziemlichen Handwerker-Stolz in Bezug auf Komposition und Umsetzung verspüre: Die verwobenen Perspektiven und Plotlines; und die Verschmelzung von Krimi, Science-Fiction und aktuellen Themen wie Klima oder KI, die uns alle betreffen.
Und welches Buch (nicht von dir) sollte jede*r von uns lesen?
Ich habe über die Jahre immer wieder gesagt, dass diese Welt ein besserer Ort wäre, würden mehr Menschen die grandiosen „Scheibenwelt“-Romane von Sir Terry Pratchett lesen, gerade die Bände über Ankh-Morpork, die Wache, den Tod und die Hexen. Das gilt noch immer!
Hmm, wenn wir schon bei Pratchetts Hexen sind, who is your favourite and why: Magrat Knoblauch, Nanny Ogg oder Oma Wetterwachs?
Oma Wetterwachs – in meinen Augen ist sie sogar eine der coolsten literarischen Figuren überhaupt. Kerzengerade in einer Welt voller realer und gedanklicher Kurven, unverrückbar wie eine Eiche, aber hin und wieder dann doch biegsam wie ein Schössling. „Lords und Ladies“ und all die anderen Romane mit den Scheibenwelt-Hexen sind Jahrzehnte später noch immer irre gut.
Was muss ein perfektes Buch überhaupt bieten?
Es gibt wahrscheinlich viele Arten und Weisen, auf die ein Buch perfekt sein kann. Letztlich geht es darum, dass es einem zum richtigen Zeitpunkt genau das gibt, was man, bewusst oder unterbewusst, just von einer Geschichte braucht.
Hattest du schon mal eine Schreib- und/oder Leseblockade? Was hat dagegen geholfen?
Bei Schreibblockaden hole ich mir mein Mojo häufig über Kurzgeschichten zurück – sprich, ich schreibe irgendwann aktiv gegen die Blockade an, auch wenn’s schwerfällt. Oder ich lese Storys von Charles de Lint, Peter S. Beagle, Kij Johnson und anderen, bis ich den Funken spüre. Manchmal hilft auch ein unverhofftes nettes Feedback irgendwoher.
Bei Leseblockaden setze ich auf Lieblingsromanserien, z. B. „Bosch“ von Michael Connelly oder eben die Scheibenwelt. Auch da geht’s letztlich darum, sich die Begeisterung irgendwie wieder bewusst zu machen. Und wenn gerade wirklich keine Bücher gehen, dann liegen hier immer genug Comics …
Was sollte sich im Literaturbetrieb ändern?
Es wäre schon schön, wenn mehr Menschen, die mit Hingabe Bücher schreiben, das nicht nur als „Nebenjob“ machen müssten. Ist aber schwer inmitten von Hype-Kultur, Verdrängungswettbewerb und Ein-Jahres-Bilanzen.
Wie siehst du die Zukunft in 100 Jahren?
Ich neige eher zur Dystopie als zur Utopie, darum wage ich lieber keine Prognose. Vielleicht müssen wir ohnehin erst mal sehen, wo wir in 25 Jahren stehen, um zu wissen, was danach noch an Weg kommt.
Vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast!
Wo ist Christian Endres zu finden?
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