Neuer Monat, neues Interview! Diesmal stellt sich Simone Keil unseren Fragen! Simone belegt mit “Das Mädchen mit dem Porzellangesicht” den sechsten Platz auf der aktuellen Bestenliste. Das Interview führte Aşkın.
Hallo Simone, beschreib dich doch bitte als Einstieg in drei Worten.
Phantasievoll. Introvertiert. Seltsam.
Was sind deine aktuellen Projekte und was sind deine größten Leidenschaften?
Aktuell arbeite ich an einem Fantasyroman, der in einer Welt spielt, in der es Magie gibt, sprechende Tiere und Lithiumbatterien. Die Geschichte handelt von der Freundschaft ganz unterschiedlicher Individuen, die sich erst zusammenraufen und ihre Unterschiede überwinden müssen, um letztendlich …Viel mehr kann ich in diesem Stadium noch nicht verraten. Der Roman wird in sich abgeschlossen sein, könnte aber auch der Auftakt zu einer Trilogie werden. Auf jeden Fall wird er phantastisch, märchenhaft und hoffentlich spannend.
Nebenbei gären in meinem Kopf schon einige neue Ideen, die natürlich auch wieder phantastisch sind und eine märchenhafte Komponente enthalten. Mal sehen, was sich herauskristallisiert, wenn sich der Nebel lichtet. Außerdem habe ich gerade einen Strandkorb aus Holz gebaut und ein Heim für unsere neuen Mitbewohner: Zwerg-Hühner.
Damit wären meine Leidenschaften auch schon fast aufgelistet. Das Schreiben ist essenziell, das Lesen kommt leider oft zu kurz, ab und zu Handwerken im Haus und im Garten, Zeit mit der Familie verbringen und unserem Cocker Spaniel, der nicht nur ein Hund ist, sondern als meine schlafende Muse einen ganz wichtigen Teil der Arbeit an meinen Geschichten erledigt.
Was ist das Besondere an deinem neuen Buch “Das Mädchen mit dem Porzellangesicht”?
„Das Mädchen mit dem Porzellangesicht“ ist meine erste Verlagsveröffentlichung und ich bin wirklich sehr glücklich, dass es in der Hobbit Presse eine so wunderbare Heimat gefunden hat. Für mich ist das Buch auch ein Schritt weg von den eher durchgeknallten Sachen, die ich früher geschrieben habe, hin zum Geschichtenerzählen, das sich direkt an die Leser*innen richtet.
Womit prokrastinierst du am liebsten?
Am liebsten gar nicht. Leider ist das nur Wunschdenken, viel zu oft ertappe ich mich immer noch dabei, mich planlos durchs Internet zu klicken, um echt ganz unheimlich wichtige Sachen nachzulesen, die so völlig irrelevant für mein aktuelles Romanprojekt sind. Oder ich erschieße Zombies mit brennenden Erbsen.
Allerdings bin ich mittlerweile sehr viel disziplinierter als vor zehn Jahren noch. Ich habe ein Arbeitspensum, das ich täglich anpeile und auch meistens schaffe. Dazu gehören feste Zeitfenster, in denen ich mich wirklich nur mit meinem aktuellen Projekt beschäftige. Ohne diese Vorgaben wäre ich verloren und meinem eigenen Chaos ausgeliefert. Wahrscheinlich würde ich mich sonst unrettbar in der Zombieapokalypse verheddern und niemals wieder gesehen werden.
Welches deiner Bücher sollten wir jetzt sofort aus welchem Grund lesen?
„Das Mädchen mit dem Porzellangesicht“. Persönlich halte ich den Roman für mein bislang bestes Buch. Aber das sage ich jedes Mal von meinem neuesten Buch. Also …
Und welches Buch (nicht von dir) sollte jede*r von uns lesen?
Dafür gibt es einfach zu viele gute Bücher, als dass ich eins davon auswählen könnte. Es kann nichts schaden, wenn man etwas von Margaret Atwood gelesen hat. „Der Report der Magd“ oder die „MaddAddam“-Trilogie. „Der Spiegel im Spiegel“ von Michael Ende ist auch ein beeindruckend gutes Buch, genau wie „Die Straße“ von Cormac McCarthy. Und hundert andere …
Was muss ein perfektes Buch überhaupt bieten?
Ich denke, das ist für jeden etwas anderes. Ob ein Buch für jemanden perfekt ist, hängt zum großen Teil von der Verbindung zwischen Geschichte und Lesenden ab, vom Zeitpunkt, von der Gemütslage und vielen anderen Faktoren. Für mich ist ein Buch perfekt, wenn es zum richtigen Zeitpunkt das richtige Gefühl transportiert. Das kann alles Mögliche sein, aber es muss etwas in mir bewegen und genau deshalb kann es nicht das perfekte Buch geben, sondern immer nur das perfekte Buch für eine bestimmte Person zu einer bestimmten Zeit. Manchmal kann das „nur“ eine spannende Geschichte sein, die etwas Ablenkung bringt – oder aber Trost spendet, einen Zufluchtsort bietet, ein Freund ist, eine Vertraute; die alte Mauern aufbricht oder neue Wege aufzeigt. Wichtig für mich ist dabei immer, dass sie gut geschrieben ist und mich auf irgendeiner Ebene berührt.
Hattest du schon mal eine Schreib- und/oder Leseblockade? Was hat dagegen geholfen?
Es sind ja meist Einflüsse von außen, die das Lesen in bestimmten Momenten erschweren und dadurch gibt es natürlich immer Phasen, in denen ich wenig Zeit finde oder der Kopf nicht frei genug ist, um mich auf ein Buch zu konzentrieren. Letzteres passiert mir sehr oft, wenn ich mich intensiv mit eigenen Geschichten auseinandersetze, dann kann ich mich einfach schlecht konzentrieren, weil meine Figuren mir immer dazwischen quatschen.
Wenn es beim Schreiben hakt, liegt das in den meisten Fällen daran, dass irgendetwas an der Geschichte nicht stimmt – dass ich eine falsche Abzweigung genommen habe, dass eine Figur in die falsche Richtung geht, dass irgendetwas in der Geschichte falsch läuft. Dann hilft durchatmen, sich erst einmal mit etwas anderem beschäftigen und nach einer Pause mit ausgeschlafenen Augen den Text nochmals ansehen. Meist wird das Problem dann recht schnell deutlich und es kann weiter gehen.
Was sollte sich im Literaturbetrieb ändern?
Persönlich würde ich mir wünschen, dass mehr große Publikumsverlage Bücher abseits des Mainstreams herausgeben würden, anstatt immer neue noch engere Schubladen aufzumachen. Und dann wäre es natürlich noch schön, wenn Autor*innen von ihrem Job auch leben könnten.
Wie siehst du die Zukunft in 100 Jahren?
Da ist von der Utopie bis zum Endzeitszenario alles möglich. Die Übernahme der Erde durch intelligente Pflanzen vielleicht. Menschliche Körper als Energielieferanten für die herrschenden Sonnentaugewächse …
Vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast!
Schreibe einen Kommentar