Zara Zerbe ist bereits seit einigen Monaten auf unseren Bestenlisten zu finden und belegt aktuell den zweiten Platz. Höchste Zeit also, sie für das Autor*inneninterview des Monats anzufragen. Das Interview führte Aşkın.
Hallo Zara, beschreib dich doch bitte als Einstieg in drei Worten.
Pflanzenmensch, Hundemensch, Snackautomaten-Kundin.
Was sind deine aktuellen Projekte und was sind deine größten Leidenschaften?
Ich bin leidenschaftliche Beobachtungen-Aufschreiberin, deswegen habe ich gerade mein Online-Journal (weniger snobbige Menschen würden wohl „Blog“ sagen) superspacelabor2020 wiederbelebt. Mal schauen, ob ich da jetzt wieder längerfristig dabeibleibe! Ansonsten habe ich gerade noch kein neues größeres Schreibprojekt, sondern arbeite eher an ein paar kürzeren Texten. Für ein Projekt habe ich mich in die Simulationshypothese und in die Hexenverfolgungen der frühen Neuzeit reingelesen. Der Sturz ins Rabbit Hole ist definitiv einer der schönsten Aspekte am Schreiben.
Was ist das Besondere an deinem neuen Buch “Phytopia Plus”?
Die sprechenden Pflanzen natürlich! Es gibt in dem Buch eine Art Pflanzenchor, der zwischen den Kapiteln das Geschehen kommentiert. Manchmal diskutieren die Pflanzen auch ihre eigenen Befindlichkeiten. Dafür musste ich viel nachdenken und recherchieren: Wie sieht die Welt aus der Perspektive von Pflanzen aus, und was würden sie vielleicht grundlegend anders sehen als Menschen oder Säugetiere? Es hat sehr viel Freude gemacht, diese Passagen zu schreiben.
Womit prokrastinierst du am liebsten?
Pflanzen umtopfen und mit sogenannten „neuen Projekten“.
Welches deiner Bücher sollten wir jetzt sofort aus welchem Grund lesen?
„Phytopia Plus“ natürlich! Vor allem, wenn ihr Pflanzen mögt, gern auf Kleinanzeigenportalen herumhängt und mit gemischten Gefühlen in die Zukunft schaut. Aber ich freue mich auch immer sehr, wenn ich mitbekomme, dass jemand „Das Orakel von Bad Meisenfeld“ liest. In dieser Novelle habe ich mir ebenfalls Gedanken über die Zukunft gemacht, die ich in „Phytopia Plus“ weitergestrickt habe, wenngleich die Settings und auch der Zeitpunkt der Handlung sehr unterschiedlich sind.
Und welches Buch (nicht von dir) sollte jede*r von uns lesen?
„Untenrum frei“ von Margarete Stokowski, weil es das klügste und aufschlussreichste Buch über das Verhältnis zwischen Macht und Freiheit ist.
Was muss ein perfektes Buch überhaupt bieten?
Wahrscheinlich gibt es DAS perfekte Buch nicht, aber ich finde, wenn man es gar nicht weglegen konnte und Monate oder Jahre nach dem Lesen noch daran denkt, kommt es dem schon sehr nahe.
Hattest du schon mal eine Schreib- und/oder Leseblockade? Was hat dagegen geholfen?
So richtig krasse Schreibblockaden habe ich eher nicht, weil ich mich ganz gut stur an den Schreibtisch setzen und irgendwas schreiben kann. Gegen Prosa-Blockaden hilft mir aber Lyrik schreiben (oder so tun, haha) ganz gut. Und zum Blockaden vermeiden hilft es mir, sich morgens erstmal mit etwas anderem warmzuschreiben. Ich habe dazu meistens ein Tagebuch-Projekt zu einem Thema offen, das mich gerade beschäftigt.
Was sollte sich im Literaturbetrieb ändern?
Uff! Die Finanzierung wohl als allererstes. In meinem Podcast „Literarisch Solidarisch“ sprechen wir viel darüber, dass es für uns Autor*innen zu wenig Geld gibt, aber eigentlich sind ja auch alle anderen Jobs in dem Bereich absolut prekär oder überhaupt nicht finanziert, vor allem in der Freien Szene. Und jetzt wird auch noch so viel Kulturförderung gestrichen. Das muss sich ändern! Und es sollte viel mehr Raum für diverses Erzählen geben.
Wie siehst du die Zukunft in 100 Jahren?
Hoffentlich in einer freien und solidarischen Gesellschaft, in der alle das haben, was sie brauchen.
Vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast!
Wo ist Zara Zerbe zu finden?
Offizielle Website | Online-Tagebuch | Bluesky | Instagram | Literarisch Solidarisch
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