Für das Autor*inneninterview im ersten Monat des neuen Jahres konnten wir Jana Paradigi gewinnen! Jana belegt mit ihrem Roman “Mina Moningham – Die Allianz der Neun” in der aktuellen Bestenliste Platz sieben und war bereits 2023 mit dem ersten Teil der Reihe “Mina Moningham – Das Schulhaus am Ende der Galaxis” in der Bestenliste vertreten. Das Interview führte Aşkın.

Hallo Jana, beschreib dich doch bitte als Einstieg in drei Worten.
Suchend – träumend – erschaffend
Was sind deine aktuellen Projekte und was sind deine größten Leidenschaften?
Ich liebe es, Grenzen und Schubladen hinter mir zu lassen. Beruflich wie auch gesellschaftlich. Nicht in Rumpelstilzchen-Manier, sondern um mich selbst zu erkunden und meinem Sein in Gänze Ausdruck zu verleihen. Das spiegelt sich auch in meinem Schaffen wider. Sowohl als Autorin wie auch als Verlegerin. Als nächste Veröffentlichungen aus meiner Feder stehen neben Band 3 meiner „Mina Moningham“-Reihe ein Krimi für einen wundervollen Publikumsverlag, Band 2 meiner historischen Trilogie bei dp und eine kurze Rückkehr in meine Science-Fiction-Vergangenheit an. Und das sind nicht die einzigen Projekte, die für 2025 geplant sind. Weil ich es vielfältig und herausfordernd liebe. Auch, wenn mir meine Gesundheit letztes Jahr da einige Gesteinsbrocken in den Weg gelegt hat.

Was ist das Besondere an deinem neuen Buch “Mina Moningham – Die Allianz der Neun”?
„Die Allianz der Neun“ ist Band 2 der Reihe. Das hat mir die Möglichkeit gegeben, auf einem anderen Level in die Geschichte einzusteigen. Die Grundsteine für die Welt rund um Mina und das Schulhaus sind gelegt. Daher geht es diesmal spürbar temporeicher und auch noch einen Tick skurriler weiter. Einige ausgelegte Fäden aus Band 1 werden weitergesponnen, es tauchen neue Mitspielende auf und die Lesenden erfahren Geheimnisse über ein paar der liebgewonnenen Figuren. Es werden einige offene Fragen beantwortet, aber auch neue aufgeworfen. Und trotzdem bleibt bei all dem der cozy Grundton erhalten und schenkt beim Lesen das Gefühl, in ein verloren geglaubtes Zuhause mit lieben Freund*innen, Wolldecke, Tee und Keksen zurück zu kommen.
Womit prokrastinierst du am liebsten?
Das ist sehr unterschiedlich. Ich kann mich sowohl beim Erdenken neuer Geschichten verlieren, in der Bildersuche für Marketingmaterial, im Planen neuer unternehmerischer Projekte, aber auch beim Bingewatchen von Serien.
Welches deiner Bücher sollten wir jetzt sofort aus welchem Grund lesen?
Alle meine Bücher! Denn nur dann lernt ihr mich in all meinen Facetten kennen. In jedem Buch stecke ich mit drin. Bei jedem Genre, aber besonders in meinen fantastischen Büchern. Mein ungebrochenes kindliches Ich, wie zum Beispiel in „Purpurstaub Magie“ und in den fantastischen Bilderbüchern. Mein mutiges abenteuerliches aber auch philosophisches Ich, wie in „Kitty Carter – Dämonenkuss“. Oder wie in „Mina Moningham“ mein Ich, das immer an das Liebenswert-Wunderliche, an das Magische und schier Unmögliche glauben wird, als Teil unserer Welt

Und welches Buch (nicht von dir) sollte jede*r von uns lesen?
„HAEXED – Von magischen Hacktivisten und teuflischen Influencerinnen“ von Murphy Malone, weil dieses Buch nicht nur traumhaft gut aussieht, sondern auch zeigt, dass moderne Fantasy vielschichtig sein kann. Bunt, frech, authentisch und gleichzeitig unterlegt mit Gesellschaftskritik, die sowohl schmerzhaft, wie auch wholesome ist.
Was muss ein perfektes Buch überhaupt bieten?
Das ist sicher für jeden anders. Für mich muss so ein Buch einen Plot haben, der Haken schlägt, mich überrascht und in den Bann zieht. In einer Welt, die etwas ganz Eigenes hat, statt sich wie eine Neuerzählung alter Stoffe zu lesen. Ein Buch mit Figuren, die leiden, lachen, scheitern und doch weiterkämpfen, weil sie im Verlauf etwas gefunden haben, an das sie glauben können.
Hattest du schon mal eine Schreib- und/oder Leseblockade? Was hat dagegen geholfen?
Das gesamte Jahr 2024 hat sich so angefühlt. Nicht etwa, weil ich in einer Geschichte nicht weiterwusste, sondern weil das Leben mir so sehr auf die Seele gedrückt hat, dass ich im Alltag nur mehr notdürftig funktioniert habe. Wenn ich in einer Geschichte ins Stocken gerate, dann überprüfe ich nochmals die Motive der Figuren. Habe ich ihnen das Umfeld und den Konflikt gegeben, der sie kämpfen, wachsen und am Ende siegen lässt? Oder fehlt womöglich der zwingende Druck? Der passende Gegenpart? Sind die Hürden zu niedrig? Oder führen sie in die falsche Richtung? Im eigenen Leben ist es da deutlich schwieriger, so eine Situation aufzulösen. Aber meiner Erfahrung nach liegt der Schlüssel sowohl bei Geschichten wie auch im Leben im Hinschauen und Hinspüren, statt blind weiterzumachen wie bisher. Selbst wenn das schmerzhaft ist. Am Grund des Dunkels wartet irgendwo ein Funke, der einen neuen Weg sichtbar werden lässt.
Was sollte sich im Literaturbetrieb ändern?
Das ist eine große Frage. Meinem aktuellen Empfinden nach vielleicht die falsche. Weil sie den Blick auf den Rahmen lenkt, statt auf die eigentlich problematischen Elemente im Inneren – die Menschen. Ich würde entsprechend zurückfragen wollen: Was ist mit uns los? Was stimmt mit der Menschheit nicht, dass sie so lebensuntüchtig agiert, so Gesellschaft zersetzend und seelentot? Etwas, das sich in von KI gestalteten, geschriebenen, übersetzten und korrigierten Büchern zeigt, in „Creators“, die nichts Eigenes erschaffen, sondern nur noch kassieren wollen. In pervertiertem Konsum, bei dem die Verpackung wichtiger als der Inhalt ist. Fragen, die wir wohl erst in der Rückschau einmal beantworten werden können. Wenn wir hoffentlich den Funken gefunden haben, der uns heraus aus diesem Albtraum führt.

Wie siehst du die Zukunft in 100 Jahren?
In hundert Jahren? Was hat sich von 1925 bis heute verändert? Wir haben uns von der Natur so weit wie niemals zuvor entfernt. Wir haben Schubladen und immer enger werdende Grenzen für alles Mögliche erfunden, unseren Blick in die Ferne gerichtet und dabei unser Vertrauen in die eigene angeborene Lebensfähigkeit und instinktive Verbundenheit verloren. Gehen wir diesen Weg hundert Jahre weiter in die Zukunft, dann fürchte ich, werden künstliche Systeme für uns leben, weil wir uns selbst in so kleine Boxen gesperrt haben, dass wir uns ohne künstliche Verlängerungen nicht mehr rühren können. Oder? Oder wir kommen an einen Punkt, an dem wir in plötzlicher Erkenntnis auf die Knie fallen, allem entsagen und uns neu erfinden. Als Gottwesen die wir sind. Aber vielleicht hat da gerade auch nur die träumerische Fantasyautorin aus mir gesprochen, in der schon wieder eine neue Buchidee keimt.
Vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast!
Liebes PhantaBest-Team, danke für das Gespräch und danke für das unermüdliche Sichtbarmachen von fantastischer Literatur in all seinen schillernden Farben. <3
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