Das sind die besten phantastischen Romane der letzten 12 Monate. Jeden ersten Freitag im Monat stellen unabhängige Literaturkritiker*innen und Phantast*innen die besten Romane des Genres vor.

“When Women were Dragons” schildert die Geschichte der jungen Alex, die sich nach einem großen Drachenwandeln, bei dem Frauen sich in die Fabelwesen verwandelten und ihre Familien zurückließen, in der neuen Realität zurechtfinden muss. Kelly Barnhill behandelt in ihrem Alternative-History Werk wundervolle Themen wie Found Family und Coming of Age und hat mit Alex eine sehr nahbare Protagonistin geschaffen. Sie schreibt dermaßen packend, dass es eine wahre Freude ist, sich in dieses Sittengemälde der USA in den 1950er Jahren zu vertiefen.
Platzierung im Vormonat (-)

Drei ungleiche Helden machen sich auf, einen Naga zum Großtempel Hainsha zu geleiten: der alte Kämpe Kaygon Draka mit seinem Zweiklingenschwert, der immer zu Scherzen aufgelegte Dokebi Bihyung mit seinem Reitkäfer Nanui und der gigantische Lekon Tinahan, der den Kopf eines Hahns hat. So fremdartig wie diese Wesen ist auch die Welt, in die Lee Young-do die Lesenden entführt. Zwar klingen immer wieder vertraute Motive an, doch ist diese Fantasy aus Korea erfrischend anders. Faszinierend bis zum Schluss!
CN: Blut, Bodyhorror, Kannibalismus, körperliche & psychische Gewalt, Mord, sexualisierte Gewallt
Platzierung im Vormonat (3)

Ein progressiver SF/Splatterhorror, der seinesgleichen sucht: Wir begleiten die zwei trans Frauen Beth und Fran in einer postapokalyptischen Welt, in welcher CIS Männer aufgrund eines Virus zu fressenden, gewalttätigen Sexzombies mutiert sind und durch die Gegend rotten. Diese Männerzombies sind eine Gefahr und ihre Testikel gleichzeitig eine notwendige Jagtbeute zum Überleben einiger Menschen. Daneben gibt es die Legionen der TERF CIS Frauen, die nazihaft Jagd auf alle trans Personen machen, um diese auszulöschen. Neben der spannenden Welt zeigt der Roman eindrücklich die Herausforderungen und Probleme von trans Personen in unserer jetzigen wie auch in der gezeichneten postapokalyptischen Welt auf. Ein Must Read nicht nur für Horrorfans!
Platzierung im Vormonat (9)

Paul Lynchs dystopischer Near-Future-Roman ist eine Mischung aus Kafka und Paul Auster, die wie eine unaufhaltsame Katastrophe die Lesenden haltlos zurücklässt: Irland ist keine Demokratie mehr und schafft mit faschistischen Notverordnungsgesetzen, Folterkellern und Abschaffung von Grundrechten eine permanente Atmosphäre der Angst. Die Protagonistin Eilish ist heillos überfordert und bangt um das Leben ihres Mannes und ihrer Kinder. Doch was tun am Rande der Ausweglosigkeit? Lynchs Roman ist ein eindringliches Warnzeichen der aktuellen weltpolitischen Entwicklungen und hat nicht grundlos den Booker Prize erhalten.
CN: körperliche & psychische Gewalt, Sexismus, Verlust von Familienmitgliedern
Platzierung im Vormonat (10)

Ein Wasserplanet, dessen Megafauna und Menschen von einer mysteriösen Göttin beschützt werden. Transdimensionale Wale, die entlang aller denkbaren Zeitachsen reisen und deren Knochen eine begehrte Energiequelle sind. Ein Matriarchat, das gelernt hat, in der Hölle zu existieren und das sich gegen ein galaktisches Imperium verteidigen muss. Zwei Protagonist*innen, die im Krieg ihre Rollen finden müssen und über sich hinauswachsen. „Anahita“ ist ein beeindruckender Genremix aus Science Fantasy, Space Opera und Steampunk, voller Wunder und tiefgreifender Gedanken und mit starken weiblichen und nicht-binären Figuren …
Platzierung im Vormonat (-)

Europa ist in der Zukunft zu einer Megastadt geschrumpft, umgeben von einer postapokalyptischen Landschaft aus Müll – Proto. Mikroplastik mit Sand vermischt türmt sich zu Dünen auf und bizarre Skulpturen aus Plastiglomerat stechen in den trüben Himmel. Die Menschen flüchten vor der Realität in virtuelle Welten, verbringen ihre ganzen Leben dort. Doch als eine dieser Welten, Proxi, zerstört wird, wagen sich Tell, Kawi und die Biosynth Dion hinaus in die surreale Weite von Proto. Ihr Ziel: der geheime Server, auf dem das Backup von Proxi liegt. Tell und Kawi wollen ihre Leben zurück – doch will Dion das auch? In Proto erwartet sie neues Leben und so manche Überraschung …
CN: Agoraphobie, Gaming Disorder, Postklima, VR-Kalypse
Platzierung im Vormonat (1)

In einer Welt, deren Frieden nicht für alle gilt, schlägt Olga sich als Postbotin durch, während sie auch noch ihre Mutter Olathe pflegen muss. Diese war vor 20 Jahren Irrlichtjägerin, hat die Mutter der Masken besiegt und ist verändert aus dem Krieg zurückgekehrt. Jetzt sind auch die Irrlichter plötzlich zurück und Olgas Probleme vervielfachen sich. Freya Petersen hat mit den Silberlanden eine grandiose und kreative Welt geschaffen und die vielschichtigen Charaktere und ihre Beziehungen zueinander gehen direkt unter die Haut. “Die Mutter der Masken – Säure” ist ein vielversprechendes und düsteres Buch mit toller (nicht nur) queerer Repräsentation.
CN: Gaslighting, Gewalt, Krieg, Trauma
Platzierung im Vormonat (4, 12/24)

Mina ist nun offiziell die Hüterin des Schulhaus am Ende der Galaxis. Doch das heißt nicht, dass ihr Leben jetzt weniger trubelig wäre. Im Gegenteil: Sie muss eine Botschaft ihrer verstorbenen Großmutter enträtseln, lernen mit ihrer Magie umzugehen, intergalaktische Streitigkeiten schlichten und sich mit ihrer biologischen und ihrer Wahlfamilie auseinandersetzen. Spannende und unterhaltsame Fortsetzung der cozy Urban Fantasy Reihe, die auch dieses Mal nicht mit Humor und Tiefgründigkeit geizt.
CN: Alkoholkonsum, Atemnot, Brandwunde, Eingesperrt sein, Emeto, Emeto, Fall aus großer Höhe, Gewalt, Tod, Trauer, unter Wasser sein
Platzierung im Vormonat (7)

In Band 2 der Wortweberin muss Chiara feststellen, dass sie belogen wurde und steht ihrem ehemaligen Geliebten als Tochter des schlimmsten Feindes gegenüber. Der Krieg zwischen den beiden Nachbarländern spitzt sich auch zu und Chiara muss sich entscheiden, auf wessen Seite sie stehen will, wäre da nicht ihre Familie, die sich mittlerweile in der Gefangenschaft des Königs befindet. Auch dieser Teil besticht mit rasantem Tempo, einigen überraschenden Enthüllungen und Intriegen.
Platzierung im Vormonat (8)

Tarisai ist sehr isoliert aufgewachsen und sehnt sich nach dem Zusammengehörigkeitsgefühl einer Familie. Das findet sie bei Prinz Dayo und seinen elf Vertrauten, die ihm Unsterblichkeit verleihen. Doch eigentlich wurde Tarisai dazu geboren, den Prinz zu töten … Unglaublich reichhaltiger, immersiver Auftakt einer von Afrika inspirierten Fantasy-Dilogie, die ganz nebenbei von Kolonialismus, Identität, Frauenrechten und unterschiedlicher Arten von Intimität und Zuneigung erzählt.
CN: Alkoholkonsum, Blut, Emeto, Feuer, Gewalt in der Familie, körperliche Gewalt, Opferung, Selbstmord (erwähnt), Tod, Vergewaltigung
Platzierung im Vormonat (-)
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