Das sind die besten phantastischen Romane der letzten 12 Monate. Jeden ersten Freitag im Monat stellen unabhängige Literaturkritiker*innen und Phantast*innen die besten Romane des Genres vor.

Epische Science Fantasy mit fliegenden Städten: In „The Surviving Sky“ formen Architekten mittels Technologie und Magie lebendige Städte, die als Refugien auf einem Dschungelplaneten mit verheerenden Stürmen dienen und immerzu neu strukturiert werden. Nakshar wird von Architekt Iravan geformt, dessen Ehe mit der Archäologin Ahilya eine schwere Krise durchmacht. Während ihre Beziehung zu zerbrechen droht, droht Nakshar der Absturz … Kritika H. Rao begeistert insbesondere mit ihrem komplexen, faszinierenden Worldbuilding sowie der Verbindung von Pflanzen und Magie.
Platzierung im Vormonat (2)

“When Women were Dragons” schildert die Geschichte der jungen Alex, die sich nach einem großen Drachenwandeln, bei dem Frauen sich in die Fabelwesen verwandelten und ihre Familien zurückließen, in der neuen Realität zurechtfinden muss. Kelly Barnhill behandelt in ihrem Alternative-History Werk wundervolle Themen wie Found Family und Coming of Age und hat mit Alex eine sehr nahbare Protagonistin geschaffen. Sie schreibt dermaßen packend, dass es eine wahre Freude ist, sich in dieses Sittengemälde der USA in den 1950er Jahren zu vertiefen.
Platzierung im Vormonat (1, 03/25)

In diesem Mosaikroman erzählt Rebecca Campbell in Form von miteinander verbundenen Kurzgeschichten, wie sich die Klimakatastrophe auf eine kleine Region in Kanada auswirkt: Waldbrände treiben immer mehr Menschen in die Flucht, Fluten versalzen Böden, Straßen werden verschüttet, das Internet funktioniert immer seltener und Medikamentenlieferungen bleiben aus. Die Welt der Menschen schrumpft, bald wissen sie nicht mehr, was in der Welt außerhalb ihrer Region vor sich geht. Sie sind ohnehin mit ihrem eigenen Überleben beschäftigt, übernehmen die Gärten ihrer geflüchteten Nachbarn, bauen ihre eigenen Lebens- und Genussmittel an, retten Bücher aus einer zerfallenden Bibliothek und bauen Geigen für Kinder, die eine Zukunft haben sollen. Die Welt schwindet, doch es entsteht auch Neues und die Menschen erschaffen über die Jahrzehnte eine kleine Utopie …
Platzierung im Vormonat (7)

„City of Trees“ von Chantal-Fleur Sandjon ist eine eindrucksvolle Mischung aus Afrospiritismus, Urban Fantasy, Climate-Fiction, Coming of Age und queere Poesie, die unter die Haut geht. Lindiwe versucht das Verschwinden ihrer Schwester Nokukhanya zu verarbeiten, während die ganze Familie das Trauma verschweigt und es dadurch verstärkt. Und ihre Gefühle für die schöne Unathi, ein mysteriöser Moosfleck auf ihrer Wange und das konstante Rufen des Waldes sind auch nicht gerade hilfreich … Die berührende Sprache der Autorin ist sowohl melancholisch als auch hoffnungsvoll und wirkt noch sehr lange nach: „Ich zerbreche ich zerbreche ich zerbreche zu meiner ganzen Größe“.
CN: Body Horror (Verwandlung), Emeto, Rassismus, Verlust von Familienmitgliedern
Platzierung im Vormonat (1)

Europa ist in der Zukunft zu einer Megastadt geschrumpft, umgeben von einer postapokalyptischen Landschaft aus Müll – Proto. Mikroplastik mit Sand vermischt türmt sich zu Dünen auf und bizarre Skulpturen aus Plastiglomerat stechen in den trüben Himmel. Die Menschen flüchten vor der Realität in virtuelle Welten, verbringen ihre ganzen Leben dort. Doch als eine dieser Welten, Proxi, zerstört wird, wagen sich Tell, Kawi und die Biosynth Dion hinaus in die surreale Weite von Proto. Ihr Ziel: der geheime Server, auf dem das Backup von Proxi liegt. Tell und Kawi wollen ihre Leben zurück – doch will Dion das auch? In Proto erwartet sie neues Leben und so manche Überraschung …
CN: Agoraphobie, Gaming Disorder, Postklima, VR-Kalypse
Platzierung im Vormonat (6, 02/25)

Ju Honisch spinnt in diesem 3. Teil nach und nach ein Gewebe von Ereignissen, die niemand so erwartet hätte. Dabei arbeitet sie ihre Figuren sehr plastisch heraus und gewährt uns immer wieder Einblicke in die Geschichte der Klingenwelt. Die Kapitel werden in wechselnden Perspektiven erzählt, so dass sich nach und nach die Zusammenhänge zu einem Ganzen zusammenfügen. Ein spannendes und sehr empfehlenswertes Leseerlebnis.
Platzierung im Vormonat (10)

Kann es eine diskriminierungssensible Version von Agatha Christies Hercule Poirot als Fernsehserie geben? Darf Poirot Schwarz sein? Muss die Queen weiß sein? Und was sagen Sherlock Holmes, Doctor Who und Gandhi dazu? Mithu Sanyal hat hier einen fulminanten Zeitreise-Thriller erschaffen, der Kolonialismus, Nationalismus, Orientalismus, gewaltfreien Widerstand, kulturelle Aneignung und die Selbskonsistenztheorie am Beispiel des Londoner India Houses Anfang des 20. Jahrhunderts verhandelt. Denn „Die Zukunft ist bereits geschehen. Alles, was wir gestalten können, ist die Vergangenheit“ und „Zeitreisen war/ist nichts für Feiglinge!“
CN: Alkoholkonsum, Kolonialismus, Rassismus, Sexismus, Tod und Verlust von Familienmitgliedern
Platzierung im Vormonat (-)

Tarisai ist nun Herrscherin und muss sich vielen neuen Herausforderungen stellen. Ein Gang in die Unterwelt ist da nur die kleinste … Packender Abschluss der Raybearer-Dilogie, in der Tarisai gegen Ausbeutung und für mehr Gerechtigkeit kämpft, vor allem aber gegen sich selbst. Ob ihre alte und neue Familie ihr dabei beistehen wird?
CN: Alkoholkonsum (erwähnt), Blut, Emeto, körperliche und psychische Gewalt, Manipulation, Mord, Trauer
Platzierung im Vormonat (-)

Wie es begann: Der Auftrag, rette einen Nerd, der unbekannten Schadcode ins Net gestellt hat. Wo es hinführte: Drei Schweizer Ermittlerinnen (= Detektivin, Samurai und Militär-KI) fliegen nach Christusland (ehem. USA), und stoßen auf die landläufige “Kultur“. Sprich: u.A. bewaffnete Nazigangs, Tech-Drogendealer, korrupte Staatsagenten, KI-Crawler und eine Echse. Wer Action mag, wird El Arbi lieben, denn niemand schreibt Actions Szenen so unfassbar gut wie er … beim Lesen kommen Kinovibes.
Platzierung im Vormonat (-)

Die Menschheit reist ins Exil, auf dem fernen Mond Perm soll sie wieder sesshaft werden – doch der Planet scheint sich zu wehren. Giftige Luft, gefährliche Tiere und etwas noch dunkleres lauern dort. Und doch wirkt Lyneham wie ein zu Hause für Henry, Loy, Chester und ihren Vater. Zumindest so lange, bis sich die Ereignisse überschlagen. Wie so oft in Science Fiction werden hier auf ganz kleinem Raum die großen Fragen der Menschheit gestellt: Sind wir bereit zu teilen? Was bedeutet Menschsein? Und wie weit sind wir bereit zu gehen, wenn es um die eigene Familie geht?.
Platzierung im Vormonat (-)
Schreibe einen Kommentar