Das sind die besten phantastischen Romane der letzten 12 Monate. Jeden ersten Freitag im Monat stellen unabhängige Literaturkritiker*innen und Phantasten die besten Romane des Genres vor.
Amerika zu Zeiten der Segregation: Eine afroamerikanische Familie legt sich mit einem okkulten Magierorden an und wird immer wieder in dessen finstere Machenschaften verstrickt. Neben Monstern, Kultisten und wahnsinnige Mörderpuppen müssen Matt Ruffs extrem unterschiedliche Helden sich außerdem gegen zahlreiche Formen rassistischer Unterdrückung behaupten. Ein Episodenroman, in dem ständig das N-Wort fällt. Dessen sieben, acht Einzelteile spannender sind als das große Ganze und der den schwarzen Alltag in den 50ern immer wieder flüchtig, kurz zitiert – doch wenig erklärt und vermittelt: “Lovecraft Country” ist kein perfektes Buch. Aber eine humor- und hoffnungsvolle, verspielte, nerdige Verbeugung vor den Groschenromanen der 50er Jahre, optimistisch, schwungvoll, packend. Nur Lovecraft-Fans finden hier wenig Neues. Sie lesen besser z.B. Alan Moores “Providence”.
Platzierung im Vormonat (-)
Die künstliche Intelligenz Sidra ist in einem illegalen synthetischen Körper gestrandet und muss untertauchen. Nur die Technikerin Pepper und ihr Freund Blue kennen das Geheimnis und versuchen, der verängstigten jungen Frau ein normales Leben zu ermöglichen. Becky Chambers zweiter Roman stellt Fragen nach dem Verhältnis von Körper und Geist, eingebettet in eine Geschichte über Freundschaft und Zusammenhalt. Spannend, phantasievoll und mit viel Wärme erzählt, übertrifft dieses Buch vielleicht sogar seinen Vorgänger.
Platzierung im Vormonat (4)
Platzierung im Vormonat (6)
G. Willow Wilsons Roman entführt in den Orient: Alif bewegt sich als Hacker wie ein Unsichtbarer im Netz und garantiert auch seinen Kunden diese Anonymität. Bis zu dem Tag, an dem er versucht, seine Ex-Freundin zu hacken und die ‘Hand Gottes’, der Sicherheitschef der Regierung, auf ihn und seine Software aufmerksam wird. In dem darauf folgenden Wettlauf um die besseren Codes spielt nicht nur das geheimnisvolle alte Buch von “Tausenundeinem Tag” eine entscheidende Rolle, sondern auch echte Dschinn, die sich in den Konflikt einmischen. In einer phantastisch-dystopischen Mischung gelingt es diesem Roman sehr gut, das Lebensgefühl des modernen Orient einzufangen, ohne in orientalistische Klischees zu versinken. Noch dazu ist die Geschichte unglaublich mitreißend erzählt.
Platzierung im Vormonat (1)
„Der Zorn der Gerechten“ ist eine überaus gelungene Fortsetzung der „Scythe“-Serie. Sie garantiert Spannung von der ersten bis zur letzten Seite und man wird das Buch nicht weglegen, bis man es zu Ende gelesen hat. Dann heißt es, geduldig warten bis der nächste Band der Scythe-Reihe erscheint. Und Geduld ist keine Tugend, die wir nach dieser Lektüre haben.
Platzierung im Vormonat (3)
Mit „Der Orkfresser“ liefert Christian von Aster wieder einmal ein Werk ab, bei dem man als Leser schnell vergisst, wo oben und unten ist, zumindest wird man so herumgeschleudert. Und auch wenn der Titel überhaupt keinen Indikator für den Inhalt darstellt, ist man einer Menge Phantastik viel näher, als man ursprünglich erwartet hätte. Voller Andeutungen, direkter Referenzen und mit absichtlich klischeehaften Charakteren versehen, fällt es zwar schwer den Roman zu kategorisieren, nicht aber ihn zu mögen.
Platzierung im Vormonat (-)
Kolumbus wurde von den Ureinwohnern mit dem Rest der Besetzer verjagt. Amerika wurde von den Europäern nie kolonialisiert und erobert und heißt auch nicht “Amerika” sondern Powtanka. In Sonja Rüthers Roman “Geistkrieger” konnte sich die indigene Gesellschaft ungestört von fremden Einflüssen selbstbewusst entwickeln. In dieser Welt werden Femde misstrauisch beäugt und der Schotte Finnley hat es nicht leicht. Ebenso wie wir, muss er sich in der vor Spiritualität wabernden Welt zurecht finden. Sonja Rüther gelingt es, eine ungewöhnliche Perspektive auf die indigene Welt zu werfen und spielt das Spiel “Was wäre wenn” gekonnt. Dabei zeichnet sie kein Bild des heroischen Fremden, sondern erschafft ein Abbild einer fremden Gesellschaft mit allen nötigen Ecken und Kanten. Und die Spannung kommt auch nicht zu kurz.
Platzierung im Vormonat (-)
Der ganze Planet scheint dem Untergang geweiht. Dimensionen öffnen sich und dringen in unsere Welt. Menschen mit besonderen Fähigkeiten sind auf der Suche nach sich selbst und treffen hierbei aufeinander. Ihrer eigenen Talente noch nicht sicher, vereinigen sie sich und versuchen die zerbrechende Welt zu retten. Ein wahrlich sagenhafter ideenreicher Roman, dessen Inhalt stringent und doch poetisch erzählt ist – dabei den Leser zum Nachdenken anregt und nebenbei ein interessantes Weltbild zeichnet.
Platzierung im Vormonat (-)
Exotischer Mix aus Fantasy und SF – komplex und anspruchsvoll, doch wenn man sich darauf einlässt, wird man mit einem einzigartigen Leseerlebnis belohnt. Stanislaw Lem wäre begeistert.
Platzierung im Vormonat (-)
Weil ihr das System den Umgang mit einem eigenen Drachen verwehrt, stellt sich Maia gegen herrschende Regeln. Sie bricht aus, und als sie in der Wildnis ein totes Drachenweibchen findet, beschließt sie kurzerhand, sich um dessen Jungtier zu kümmern. Doch dieser Drache ist nicht das einzige gut gehütete Geheimnis in Maias Welt.
Auch wenn es kritische Stimmen gibt, die Lockwood dazu raten, besser beim Zeichnen zu bleiben, überzeugt sein Auftaktroman. Seine Weltgestaltung mit eigener Mythologie, sein titelgebender Sommerdrache und nicht zuletzt die Rolle von Maia, die einerseits Rebellin, andererseits fest in ihr familiäres Gefüge eingebunden ist, machen „Der Sommerdrache” zu einem ausgesprochen lesenswerten Debüt – dass Lockwood dabei (ganz Illustrator) den 650 Seiten umfassenden Text auch noch illustriert, rundet den positiven Eindruck ab.
Platzierung im Vormonat (-)
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