Das sind die besten phantastischen Romane der letzten 12 Monate. Jeden ersten Freitag im Monat stellen unabhängige Literaturkritiker*innen und Phantasten die besten Romane des Genres vor.
Amerika zu Zeiten der Segregation: Eine afroamerikanische Familie legt sich mit einem okkulten Magierorden an und wird immer wieder in dessen finstere Machenschaften verstrickt. Neben Monstern, Kultisten und wahnsinnige Mörderpuppen müssen Matt Ruffs extrem unterschiedliche Helden sich außerdem gegen zahlreiche Formen rassistischer Unterdrückung behaupten. Ein Episodenroman, in dem ständig das N-Wort fällt. Dessen sieben, acht Einzelteile spannender sind als das große Ganze und der den schwarzen Alltag in den 50ern immer wieder flüchtig, kurz zitiert – doch wenig erklärt und vermittelt: “Lovecraft Country” ist kein perfektes Buch. Aber eine humor- und hoffnungsvolle, verspielte, nerdige Verbeugung vor den Groschenromanen der 50er Jahre, optimistisch, schwungvoll, packend. Nur Lovecraft-Fans finden hier wenig Neues. Sie lesen besser z.B. Alan Moores “Providence”.
Platzierung im Vormonat (-)
„Geistkrieger: Feuertaufe“ bildet nicht nur den Startschuss zu einer neuen mysteriösen, spirituellen Action-Reihe in einem alternativen Nordamerika. Es ist auch ein sehr spannender und fesselnder Roman von Sonja Rüther, der nach einem Konzept von Konrad Hollenstein entstanden ist. Hier wurde das Pferd gewissermaßen von der anderen Seite aufgezäumt, was dem Leser aber dennoch einen Spiegel vorhält. Nicht nur Fans von Shadowrun und Alternativwelten werden ihren Spaß haben, auch Thriller- und Mysteryfans können der Handlung sicher einiges abgewinnen. Wir sind bereits gespannt auf die Fortsetzung.
Platzierung im Vormonat (7)
Peter S. Beagle, der Autor des fantastischen Meisterwerks „Das letzte Einhorn“ lässt erneut dieses märchenhafte Fabelwesen eine Rolle in seinem Werk übernehmen. Ein leider viel zu kurz gehaltenes Werk mit einem Wesen, welches seine Rolle als sagenhaften Nebendarsteller auf ausgeklügelte Weise annimmt. „In Kalabrien“ ist eine sehr melancholische und zum Nachdenken anregende Geschichte, wenn nicht gar ein Märchen mit einem wunderbaren magischen Element, ohne dieses zu weit hervortreten zu lassen.
160 Seiten, die sich dem üblichen Sog der fantastischen Literatur entziehen. Ein kurzes Werk zum Abschalten, Mitfühlen und Mitleiden.
Platzierung im Vormonat (-)
Nomi und Serina – Zwei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Das ist auch gut so, denn für sie beide sind ganz verschiedene Lebenswege geplant. Doch dann kommt alles ganz anders als erwartet und Nomi und Serina müssen ihren jeweiligen Platz in der Welt neu finden. Obwohl die Geschichte nach einer anfänglichen Überraschung eher in vorhersehbaren Bahnen verläuft, entwickelt sich doch ein gewisser Lesesog aufgrund des Schicksals der beiden jungen Frauen. Am Ende kein Cliffhanger, aber doch die Spannung, wie es im zweiten Teil wohl weitergehen wird, denn beendet ist diese Geschichte noch lange nicht!
Platzierung im Vormonat (-)
„Der Kanon mechanischer Seelen“ ist ein alles andere als konventioneller Science-Fiction-Roman. Das Buch enthält eine Mischung vieler Erzählelemente und verwendet viele Elemente der Phantastik als Mittel, um die skurrilen Charaktere in einer absonderlichen Zukunft mit zunehmenden Herausforderungen zu konfrontieren. Denn natürlich gibt es eine gewaltige Bedrohung, die abgewendet werden muss. Da sich das Werk trotz aller Größe selbst nicht zu ernst nimmt, ist der „Kanon“ selbstredend eine absolute Empfehlung für alle Liebhaber des Genres.
Platzierung im Vormonat (9)
Gutes Marketing ist alles. Das weiß auch Pierre Sonnage und beschließt, sich vom Burj Khalifa zu stürzen. Denn nichts ist in der Buchbranche so gewinnbringend wie der (Frei-)Tod eines Autors. Womit er nicht gerechnet hat, ist, dass sein Tod ihn direkt in die Literatenhölle befördert, wo er sein Dasein fortan mit Edgar Allan Poe und Saint-Exupéry fristen muss.
Das Debüt des georgischen Autors überzeugt vor allem durch den Erzähler, der sich immer wieder in den Vordergrund drängt und die Handlung durchbricht – nicht störend, sondern so, dass man stets auf neue Kommentare wartet. Durch die omnipräsente Intertextualität ist der Roman insbesondere für Liebhaber von Klassikern geeignet.
Platzierung im Vormonat (-)
In einer nicht allzu fernen Zukunft, in der Pharmakonzerne mit suchterzeugenden Präparaten die Gesellschaft spalten, sind sog. Patentpiraten, die Medikamente kopieren und auf dem Schwarzmarkt verkaufen, wie moderne Robin Hoods. Als eine neue Droge allerdings erste Todesopfer fordert, gerät Piratin Jack ins Visier der Pharmakonzerne, denn man gibt ihr die Schuld. Sie ist jedoch überzeugt davon, dass nicht ihre Kopien, sondern das ursprüngliche Präparat schädlich ist und beginnt Nachforschungen anzustellen.
Künstliche Intelligenz, Roboter, skrupellose Pharmalobby, Ausbeutung und eine extrem auseinander klaffende soziale Schere – die Welt von heute wird konsequent zu einer erschreckend realistischen Dystopie weitergedacht. “Autonom” malt ein sehr düsteres Zukunftsbild und stellt einige unangenehme Fragen. Für Fans von William Gibson.
Platzierung im Vormonat (-)
Thomas Finn erzählt die ohnehin schon gruselige Sage um den Rattenfänger von Hameln neu. Sind damals wirklich die Kinder der Stadt einem Flötenspieler gefolgt und für immer verschwunden oder handelt es sich nur um ein Gruselmärchen ohne tatsächlichen Hintergrund? Die Archäologin Jessika und ihre Patentochter Leonie finden sich nach ihrem Umzug in ein einsam gelegenes Haus auf den Hügeln um Hameln plötzlich in einem Kampf gegen unerklärliche Mächte wieder. Geschickt werden hier verschiedene Theorien und Erklärungsansätze verwoben und vor allem immer mit der tief verwurzelten Angst vieler Menschen vor Ratten gespielt.
Platzierung im Vormonat (-)
Der aus Märchen und düsteren Sagen bekannte Erlkönig, Herrscher eines unterirdischen Köngigreichs, fühlt sich von Liesl betrogen, weil diese ihm als Kind das Versprechen gab, ihn zu heiraten und dies im Heranwachsen vergaß. Nun sucht er sich eine neue Braut – und fordert Liesl zu einem grausamen Spiel heraus. Ein von der Liebe zu Musik und dunkler Romantik durchdrungener phantastischer Roman, der im Süddeutschland des 18. Jahrhunderts spielt und den sardonischen Erlkönig facettenreich zwischen Grausam- und Verletzlichkeit schildert. Langsam erzählt entwickelt der Roman ganz allmählich einen unwiderstehlichen Sog.
Platzierung im Vormonat (-)
Andy Weir, Autor des Bestsellers „Der Marsianer”, hat es wieder geschafft und uns ein neues Science Fiction Meisterwerk präsentiert. Nach einem Ausflug auf den Mars geht es nun auf den Mond. Wir begleiten eine jugendliche Protagonistin namens Jazz Bashara, die der Verlockung eines höchst lukrativen Auftrags nicht wiederstehen kann und schnell in die intrigante Welt von Artemis gerät.
Uns erwartet bei der Visite auf dem Mond eine starke, eigenwillige Protagonistin gepaart mit einem abwechslungsreichen, innovativen Setting und einem höchst unterhaltsamen Plot. Dieses Werk lässt die Science Fiction Herzen höher schlagen!
Platzierung im Vormonat (-)
Linda meint
Schöne Liste! Könnte man mit jedem Buch auch die nötige Lesezeit kriegen? Das wäre großartig! 🙂
trekk meint
“Nur Lovecraft-Fans finden hier wenig Neues. Sie lesen besser z.B. Alan Moores “Providence”.”
Der Buchtitel “Lovecraft Country” ist ein Hinweis auf das Rassismus-Thema des Buches, da der Herr Lovecraft bekanntermaßen ein großer Rassist war. Der Titel ist also eher keine Anspielung auf eine typische Lovecraft-Thematik, daher findet man im Buch auch wenig Neues dazu.
Bestenliste meint
Danke für den Hinweis 🙂