Das sind die besten phantastischen Romane der letzten 12 Monate. Jeden ersten Freitag im Monat stellen unabhängige Literaturkritiker*innen und Phantast*innen die besten Romane des Genres vor.
Auf einer sterbenden Erde mit zunehmenden seismischen Aktivitäten ist Stille der letzte bewohnte Kontinent. Hier werden Orogene, Menschen mit der geheimnisvollen Fähigkeit, Gestein zu kontrollieren, seit Jahrhunderten gefürchtet und gehasst. Drei Geschichten läuten das Ende dieser Welt ein: Damaya soll im Fulcrum zur Orogene ausgebildet werden. Syenit und ihr Mentor Alabaster machen bei ihrem ersten gemeinsamen Auftrag eine schicksalhafte Entdeckung. Und Essun, die ihre Fähigkeiten vor ihrer Familie versteckt, findet zu Hause die Leiche ihres kleinen Sohnes, vom eigenen Vater erschlagen. N. K. Jemisin webt aus Endzeitmotiven und afroamerikanischer Geschichte mit unglaublicher Sprachgewalt eine phantastische Welt am Rande des Untergangs, tieftraurig und wild verzweifelt.
CN: Alkoholkonsum, Blut, Body Horror, Freiheitsentzug, Fremdenfeindlichkeit, Klassismus, körperliche & psychische Gewalt, Misogynie, Mord, Sex, Sexismus, sexualisierte Gewalt, Verlust & Tod von Familienmitgliedern
Platzierung im Vormonat (-)
Wer spannende Fantasylektüre liebt, liegt mit diesem Buch goldrichtig. Mit einer starken Heldin, die sich holt, was ihr zusteht, und einer anderen Heldin, die mit ihrer ruhigeren Art nicht weniger mutig ist, ist dieses Werk auch ideal für alle Fans geballter Frauenpower. Diese Fantasyreihe könnte epochal werden. Das Warten auf den zweiten Band wird hoffentlich nicht zu lange dauern!
Platzierung im Vormonat (-)
Nur 100 Wörter am Tag. Mehr dürfen die Frauen und Mädchen im Amerika des Romans Vox nicht sprechen. Die Welt, die Christina Dalcher in ihrem dystopischen Roman zeichnet, ist erschreckend. Wie wirkt sich die sprachliche Einschränkung auf die Bildung von Sätzen aus? Auf die Kultur? Auf den Alltag von Frauen sowie Männern? Was macht es bei Mädchen, die ihren Sprachschatz in dem jungen Alter gerade noch aufbauen? Vox zeigt, dass Sprache eine Waffe ist und Sprachverlust dem Fehlen jeglichen Schutzschildes gleichkommt. Ein Roman, der zeigt, weshalb es wichtig ist, seine Stimme gegen Ungerechtigkeiten zu erheben.
Platzierung im Vormonat (-)
Eine böse Überraschung für die Besatzung des Raumtransporters Dormire: Die sechs Crewmitglieder erwachen in neugeklonten Ersatzkörpern und müssen feststellen, dass ihnen Erinnerungen fehlen. Außerdem wurde der Navigationscomputer manipuliert. Als die Crew dann auch noch ihre eigenen Leichen findet, besteht kein Zweifel mehr, dass ein Saboteur an Bord ist. Die Suche nach der Wahrheit wird zum Wettlauf gegen die Zeit. Die Idee einer Gesellschaft, in der Unsterblichkeit technisch in greifbare Nähe gerückt ist, dient Autorin Mur Lafferty erfrischenderweise nicht als Inspiration für eine verkopfte Dystopie, sondern für einen flotten Weltraumthriller. Gut geschrieben, extrem spannend und unfassbar unterhaltsam.
Platzierung im Vormonat (9)
Die Leben von Quiro und Elis könnten nicht unterschiedlicher sein — Quiro ergaunert sich den Lebensunterhalt in der Wüstenstadt Zarbahan, über die Elis als Schah regiert. Als die beiden sich mitten im Nirgendwo zum ersten Mal begegnen, ändert sich alles, denn sie gleichen sich fast bis aufs Haar. Bald ist es Quiro, der den Schah spielen muss, und er wird damit in politische Intrigen gezogen, die tiefer sind, als er es sich je vorstellen konnte. Elea Brandt hat in “Sand & Wind” eine von Mythen und alter Magie bewegte Welt und erstaunlich lebendige, vielfältige und queere Figuren erschaffen.
CN: Ableismus, Demenz, Gefangenschaft, Kindstod (erwähnt), körperliche Gewalt, Verlust von Angehörigen
Platzierung im Vormonat (6)
Die feine Londoner Gesellschaft des 18. Jahrhunderts ist bezaubert von der Meerjungfrau, die Kaufmann Jonah Hancock für einen Rekordpreis verkauft. Für ihn stellt sie die einmalige Gelegenheit dar, gesellschaftlich aufzusteigen und vielleicht sogar die Liebe der Edelkurtisane Angelica Neal zu gewinnen. Doch Angelica möchte ihre eigene Meerjungfrau … Imogen Hermes Gowar zaubert mit ihrem Romandebüt eine literarische Illusion: Einen dreigeteilten Roman, der sowohl formal als auch sprachlich an die Zeit erinnert, die er beschreibt und in der die Figur der Meerjungfrau so glaubhaft ins Ganze eingesponnen wird, dass man sie für wirklich halten möchte. Magischer Realismus von psychologischer Tiefe – grandios!
Platzierung im Vormonat (8)
Platzierung im Vormonat (-)
“Aszendenz” ist der erste Band der neuen Reihe „Die Reise der Scythe“ von Dirk van den Boom. In diesem befindet sich das titelgebende Raumschiff mitsamt seiner Besatzung urplötzlich in einer schwierigen Situation. Da aber auch andere Handlungsfäden überzeugend ins Gesamtkonstrukt eingewoben wurden, können wir den Auftakt für seine neue Serie allen Fans guter Science-Fiction nur empfehlen.
Platzierung im Vormonat (-)
Brian Lee Durfee legt mit “Der Mond des Vergessens” einen fulminanten ersten Band seiner großangelegten Geschichte um “Die Fünf Kriegerengel” vor. Durfee vermeidet dabei viele Klischees des Genres und legt seinen Fokus auf religiöse Unterschiede. Die daraus entstehenden Konflikte werden mit politischen Themen gewürzt, wodurch die von ihm erstellte Welt beinahe zum Spiegel unserer Zeit wird.
Platzierung im Vormonat (-)
“Geistkrieger: Feuertaufe” bildet nicht nur den Startschuss zu einer neuen mysteriösen, spirituellen Action-Reihe in einem alternativen Nordamerika. Es ist auch ein sehr spannender und fesselnder Roman von Sonja Rüther, der nach einem Konzept von Konrad Hollenstein entstanden ist. Hier wurde das Pferd gewissermaßen von der anderen Seite aufgezäumt, was dem Leser aber dennoch einen Spiegel vorhält. Nicht nur Fans von Shadowrun und Alternativwelten werden ihren Spaß haben, auch Thriller- und Mysteryfans können der Handlung sicher einiges abgewinnen. Wir sind bereits gespannt auf die Fortsetzung.
Platzierung im Vormonat (1)
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