Das sind die besten phantastischen Romane der letzten 12 Monate. Jeden ersten Freitag im Monat stellen unabhängige Literaturkritiker*innen und Phantast*innen die besten Romane des Genres vor.
Intrigen, Verschwörungen, Schlachten, Duelle, Attentate, dazu ein spannender Kriminalplot und ein wahrhaftig originelles Magiesystem, eingebettet in einer rauhen, neuzeitlichen Welt, die an Dumas’ weltberühmten Roman “Die drei Musketiere” erinnert. Pistolen und Gewehre gehören also neben Klingenwaffen zum Alltag dazu… Das Szenario fühlt sich sehr frisch und lebendig an, wobei die erwähnte Magie wohl die interessanteste Innovation darstellt: Neben sog. Elementarmagie gibt es die titelgebenden Powder-Mages – Pulver-Magier – die quasi Schießpulver kontrollieren und damit auch mal mit einer Pistole um die Ecke schießen oder gar eine Kugel gänzlich ohne Waffe ins Ziel schleudern können. McClellans Roman ist ein Genremix, der sehr viel Spaß macht und mit tollen unterschiedlichen Charakteren überzeugt. Eine echte Perle!
Platzierung im Vormonat (-)
„Wolfswahn“ ist der dritte und letzte Roman rund um den Hemykin Alfio, gleichzeitig aber auch der letzte Band der Reihe „Schwarzes Blut“. Wobei man hier immer noch ein „vorerst“ einsetzen kann, denn das Werk würde durchaus einige mögliche Ansatzpunkte bieten, um eine Rückkehr in diese Welt zu ermöglichen. Hier hat man allerdings einen runden Abschluss eines Handlungsbogens, der sich über mehrere Jahrhunderte erstreckt hat. Ein Werk, das man jedem Leser düsterer Phantastik nur empfehlen kann.
Platzierung im Vormonat (3)
Die Stadt Sygna, einzigartig durch ihre Handwerksgilden und die streng überlieferten Zeichen, wurde von Aquinzien eingenommen. Die Zeichen können Gegenstände wie Rüstungen und Waffen verstärken, sie können heilen und Gesprochenes veredeln. All das will der neue Kaiser für Krieg und Eroberung nutzen — eine Rebellengruppe möchte die neue Ordnung allerdings stören, die Stadt und vor allem die Zeichen befreien. Judith und Christian Vogt erzählen diese fesselnde Story mit vielseitigen Figuren, deren Geschichten ins Herz gehen, und mit Wendungen, die einem die Haare zu Berge stehen lassen.
Platzierung im Vormonat (5)
Eine zutiefst verwundete Seele findet in einem halb verfallenen Haus Unterkunft. In ihrem Bemühen, das Haus zu restaurieren und dabei möglichst viel vom Alten zu bewahren, heilt die junge, traumatisierte Frau auch ihre eigene Seele. Grandioses Buch, das lange wie eine Geistergeschichte anmutet, sich aber mit viel mehr Tiefe weiterentwickelt. Atmosphärisch dicht und sehr außergewöhnlich.
Platzierung im Vormonat (6)
Gemächlich bewegt sich das Raumschiff Bona Dea im von Lucius Marinus am Rande des Weltalls, bietet viel Dekadenz, Schaukämpfe mit Sklaven und frivole Gelage neben politischen Intrigen und Manipulationen. Als das Schiff jedoch von einer fremden Macht angegriffen wird, überleben dies nur Lucius, seine Tochter Constantia Marina und der Sklave Ianos. Weil dieser der jungen Frau das Leben rettet, wird er zum Dank auf die Gladiatorenschule geschickt – und wird zum Zeugen des Spartakus-Aufstandes. “Roma Nova” benötigt etwas Zeit für die Entfaltung, doch dann offenbart diese erfrischend andere Space Opera eine fast unerschöpfliche Vielfalt an Figuren, Intrigen und historischem Wissen. Wer die Wege abseits der gewohnten Mittelalter-Phantastik betreten will, kann beruhigt zu diesem Buch greifen.
CN: Horror, körperliche Gewalt, Sex (explizit), Sklaverei, Rassismus, Vergewaltigung
Platzierung im Vormonat (7)
Das Szenario in MacCammons Roman ist ein wahrer Albtraum: Die Erde wurde vor einiger Zeit zum Schlachtfeld in einem Alien-Krieg zwischen den monströsen Gorgonen und den schemenhaften Cyphern. Übrig blieb ein verwüsteter Planet, auf dem jeder Tag ein grausamer Kampf ums Überleben darstellt… Diese vernichtenden Zustände bilden allerdings nur die Kulisse für eine berührende Geschichte über Freundschaft, Zusammenhalt und Vertrauen. Dabei stellt MacCammon dem Horror einer zerstörten Zivilisation das Naheliegendste entgegen: Menschlichkeit. “Die Grenze” ist ein durchdachtes, ausgeklügeltes Epos, das Genrefans garantiert begeistern und faszinieren wird. Ein Kultroman, der es endlich nach Deutschland geschafft hat …
Platzierung im Vormonat (8)
Im 22. Jahrhundert hat die Erderwärmung den Meeresspiegel ansteigen lassen. Ganze Landstriche wurden ausradiert und New York ist nun eine Stadt aus Inseln und Kanälen. Davon lässt sich der Big Apple natürlich nicht unterkriegen: Als eine neue Attraktion, gewissermaßen ein US-Amerikanisches Venedig, ist die Stadt so lebendig und vielfältig wie immer. Der Roman widmet sich den Bewohnern des aus dem Wasser aufragenden Met Life Towers, die außer ihrem Wohnort zunächst einmal nichts gemeinsam haben. Doch als aus dem Gebäude unter ungeklärten Umständen zwei Hacker verschwinden, lösen eine Polizeiinspektorin, ein Hedgefondsmanager, eine Anwältin, eine Reporterin und zwei Waisenjungen auf Schatzsuche eine Verkettung von Ereignissen aus, die die Welt verändern könnten… Eloquent, verspielt und, ja, manchmal auch selbstverliebt schreibt Science-Fiction Ikone Robinson seine Liebeserklärung an den Mythos New York und die Macht menschlichen Erfindungsreichtums, die gleichzeitig eine entschiedene Absage an neoliberales Denken ist.
Platzierung im Vormonat (9)
Stephen King legt mit “Erhebung” eine für ihn doch recht untypische Geschichte vor. Es handelt sich dabei um eine kleine aber feine Erzählung über die wahren Werte des Lebens und bricht dabei eine Lanze für Gleichberechtigung, Toleranz und tiefe Freundschaft. Ein rundum gelungenes Plädoyer gegen Oberflächlichkeit, Dummheit und Diskriminierung. Der Wohlfühlroman des Jahres.
Platzierung im Vormonat (10)
Red Rising 4 – Asche zu Asche von Pierce Brown aus dem Hause Cross Cult ist ein überraschend politisches, intrigantes Abenteuer in den weiten unseres Sonnensystems, welches uns auf eine emotionale Achterbahnfahrt schickt und mit unseren Nerven spielt und dabei zahlreiche Cliffhanger und offene Enden parat hält, die den Leser auf eine Geduldsprobe stellt. Abwechslungsreiche Charaktere, unterschiedliche Welten und ein atemberaubender Plot bereiten Kennern der Reihe spannende Lesestunden und Herzschmerz.
Platzierung im Vormonat (-)
Zwanzig junge Erwachsene kehren von einem fünfjährigen Schüleraustausch mit der Erde zum Mars zurück. Dieser sollte die Beziehungen zwischen den Planeten verbessern. Die Rückkehrer hadern aber vor allem mit der Unterschiedlichkeit der Systeme und tun sich schwer, sich wieder in das rigide Marssystem einzufinden. Mit Wandernde Himmel tritt Hao Jingfang in die Fußstapfen Ursula K. LeGuins. Tastend wägt der Roman ab zwischen Sicherheit und Freiheit, zwischen freier Kunst und Kommerz, zwischen Individualismus und Eingliederung in die Gemeinschaft und zeigt, was gute Science Fiction leisten kann.
Platzierung im Vormonat (7 in 11/18)
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