Das sind die besten phantastischen Romane der letzten 12 Monate. Jeden ersten Freitag im Monat stellen unabhängige Literaturkritiker*innen und Phantasten die besten Romane des Genres vor.
Auf den ersten Blick wirkt Hamills Roman wie die handelsübliche Geistermär vom Spukhaus, und gewissermaßen bestätigt sich das auch. Doch zwei Elemente heben “Das Haus der finsteren Träume” aus der Masse der Haunted-House-Romane hervor: Eine gut ausgearbeitete Familiengeschichte, die Charles Dickens wie Stephen King gleichermaßen Ehre machen würde. Und die vielen postmodernen Anspielungen auf literarische Vorgänger, allen voran H. P. Lovecraft, auf dessen übernatürlichem Bestiarium Hamills Horror gründet. So gelingt dem Autor ein Gruselvergnügen der anspruchsvollen Art für Aficionados, die schon jedem Schreckgespenst zwischen zwei Buchdeckeln persönlich die Hand geschüttelt haben.
Platzierung im Vormonat (1)
Der dritte Band von Jemisins Die-große-Stille-Trilogie bringt die Reihe zu einem würdigen Abschluss. Die Geschichte von Essuns Suche nach ihrer Tochter Nassun ist eine Geschichte von Hass und Unterdrückung, Hoffnungslosigkeit und zerstörerischer Wut, aber auch von unerwarteter Freundschaft, Gemeinschaft und Liebe. Nachdem es Essun nicht gelungen ist, sie zu finden, ist Nassun Schaffa in die Hände gefallen, ohne zu ahnen, dass dieser Geist aus der Vergangenheit der ärgste Feind ihrer Mutter ist. Schaffa wird von einer Macht kontrolliert, die nur ein Ziel kennt: Alles Leben auf der Erde zu vernichten. Dazu braucht er Nassuns Hilfe und nach allem, was das kleine Mädchen bisher erlebt hat, scheint ihm ein solches Ende eher wünschenswert. So bringen Jahrhunderten der Versklavung und einem Leben im Verborgenen gefährden nun als kollektives Trauma die Erde an den Rand des Untergangs.
Platzierung im Vormonat (8)
Jenseits von Klimakatastrophen und Pandemien zeichnet Zoë Beck ein Deutschland, in dem die Gesundheit der Bevölkerung höchstes Gut ist. Doch Liina, die Rechercheurin eines der letzten freien Nachrichtenportale, stößt auf immer mehr Ungereimtheiten im nach außen hin so makellosen System. Der gut getaktete Thriller wechselt gekonnt zwischen persönlicher Betroffenheit und Systemkritik, wirft Fragen auf ohne mit einfachen Antworten und Lösungen abzuspeisen.
Platzierung im Vormonat (-)
Der grandiose Abschluss der Cyberpunk Science Fiction Reihe. Schafft es die Menschheit, in dem Kampf gegen die KI-Zombies an einem Strang zu ziehen? Oder wird genau das ihr Untergang sein? Philosophie trifft auf Action, starke Charaktere treffen auf solche, die bewusst zu ihren Schwächen stehen. Und am Ende steht wie so oft die Frage, was es ausmacht, Mensch zu sein und was die Menschen zu einer guten Welt beitragen können.
Platzierung im Vormonat (-)
Aus den ehemaligen USA sind die Gläsernen Nationen geworden, wo die Menschen nicht mehr nach Rasse oder Geschlecht beurteilt werden. Die einzige Einteilung, die es noch gibt, unterscheidet zwischen Rationalen und Emotionalen, Letztere gelten als anfälliger und sollen von Ersteren geschützt werden. Soweit die Propaganda … Obwohl der Plot nicht ganz neu ist, gelingt es der Autorin die jeweiligen Charaktere sehr geschickt, einfühlsam und nachvollziehbar und die Handlung durchweg spannend zu beschreiben.
Platzierung im Vormonat (5)
In einem bestimmten Alter werden die Mädchen des Landes einer Prüfung unterzogen, um die Farbe ihres Blutes herauszufinden. Ist es golden, gelten sie als Dämonen und sollen sterben. Doch Deka stirbt nicht … Vielfach ermordet und immer wieder auferstanden wird sie schließlich zur Kriegerin ausgebildet, um eine Regierung zu schützen, hinter der sie nicht steht. Die Verbindung einer verstörend real erscheinenden Welt voller Unterdrückung mit einem faszinierend neuen Fantasy-Setting mit westafrikanischen Einschlägen bildet den großartigen Auftakt einer Trilogie, die ihresgleichen sucht!
Platzierung im Vormonat (-)
Gideon will nur eins: runter von diesem Planeten! Und vor allem weg von der Tochter der Herrscherfamilie, mit der sie aufgewachsen ist. Doch als diese ihr die Freiheit anbietet, im Gegenzug zu einer einzigen Mission, schlägt Gideon ein. Allerdings entwickelt sich die Mission anders als erwartet, und alle scheinen ein doppeltes Spiel zu spielen… Wer witzige Science Fiction mit einem Hauch von Fantasy und Splatter mag – dazu noch mit einer schlagkräftigen Protagonistin im doppelten Sinne – der ist bei “Ich bin Gideon” genau richtig.
Platzierung im Vormonat (2)
Im Jahr 2257 besiedelt die Menschheit zahlreiche Planeten der Galaxie, die zunächst von Forschungsteams erkundet und bewohnbar gemacht werden. Auch die junge Xeno-Biologin Kira ist Teil einer solchen Mission, die allerdings bald zum Horrortrip wird. Eine außerirdische Intelligenz dringt in ihren Körper ein, um alle übrigen Crew-Mitglieder auszulöschen. Christopher Paolini, bekannt als Autor der „Eragon“-Romane, wendet sich der Science-Fiction zu. Mit großem Spaß an der Sache zitiert er sowohl filmische als auch literarische Vorbilder, von „Alien“ bis zu „2001 Odyssee im Weltraum“, ohne diese und andere Referenzen einfach plump zu kopieren. Die Anspielungen sind stets bewusst platziert und deuten jeweils eine erzählerische Richtung an, die bereits im nächsten Plot-Twist wieder eine unerwartete Wende nimmt. Alle technischen und biologischen Details hat der Autor beeindruckend genau recherchiert; auch stilistisch und in Bezug auf die Figurenzeichnung hebt sich der mehr als tausendseitige Roman von der mitunter lieblosen Massenware ab, die das Genre hervorbringt.
Platzierung im Vormonat (9)
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