Das sind die besten phantastischen Romane der letzten 12 Monate. Jeden ersten Freitag im Monat stellen unabhängige Literaturkritiker*innen und Phantasten die besten Romane des Genres vor.
Der dritte Band von Jemisins Die-große-Stille-Trilogie bringt die Reihe zu einem würdigen Abschluss. Die Geschichte von Essuns Suche nach ihrer Tochter Nassun ist eine Geschichte von Hass und Unterdrückung, Hoffnungslosigkeit und zerstörerischer Wut, aber auch von unerwarteter Freundschaft, Gemeinschaft und Liebe. Nachdem es Essun nicht gelungen ist, sie zu finden, ist Nassun Schaffa in die Hände gefallen, ohne zu ahnen, dass dieser Geist aus der Vergangenheit der ärgste Feind ihrer Mutter ist. Schaffa wird von einer Macht kontrolliert, die nur ein Ziel kennt: Alles Leben auf der Erde zu vernichten. Dazu braucht er Nassuns Hilfe und nach allem, was das kleine Mädchen bisher erlebt hat, scheint ihm ein solches Ende eher wünschenswert. So bringen Jahrhunderten der Versklavung und einem Leben im Verborgenen gefährden nun als kollektives Trauma die Erde an den Rand des Untergangs.
Platzierung im Vormonat (2)
Jenseits von Klimakatastrophen und Pandemien zeichnet Zoë Beck ein Deutschland, in dem die Gesundheit der Bevölkerung höchstes Gut ist. Doch Liina, die Rechercheurin eines der letzten freien Nachrichtenportale, stößt auf immer mehr Ungereimtheiten im nach außen hin so makellosen System. Der gut getaktete Thriller wechselt gekonnt zwischen persönlicher Betroffenheit und Systemkritik, wirft Fragen auf ohne mit einfachen Antworten und Lösungen abzuspeisen.
Platzierung im Vormonat (3)
Der grandiose Abschluss der Cyberpunk Science Fiction Reihe. Schafft es die Menschheit, in dem Kampf gegen die KI-Zombies an einem Strang zu ziehen? Oder wird genau das ihr Untergang sein? Philosophie trifft auf Action, starke Charaktere treffen auf solche, die bewusst zu ihren Schwächen stehen. Und am Ende steht wie so oft die Frage, was es ausmacht, Mensch zu sein und was die Menschen zu einer guten Welt beitragen können.
Platzierung im Vormonat (4)
In einem bestimmten Alter werden die Mädchen des Landes einer Prüfung unterzogen, um die Farbe ihres Blutes herauszufinden. Ist es golden, gelten sie als Dämonen und sollen sterben. Doch Deka stirbt nicht … Vielfach ermordet und immer wieder auferstanden wird sie schließlich zur Kriegerin ausgebildet, um eine Regierung zu schützen, hinter der sie nicht steht. Die Verbindung einer verstörend real erscheinenden Welt voller Unterdrückung mit einem faszinierend neuen Fantasy-Setting mit westafrikanischen Einschlägen bildet den großartigen Auftakt einer Trilogie, die ihresgleichen sucht!
Platzierung im Vormonat (6)
Diebe und Gaukler – das sind Glin Melisma und seine Truppe. Mit ihren ausgefeilten Plänen haben sie sich ein gutes Leben geschaffen. Doch dann spürt sie ein mächtiger Magier auf und es beginnt ein Spiel auf Leben und Tod. Eine ungemein detailreiche Geschichte voller Nebenhandlungen, die den Haupthandlungsstrang ergänzen und ausschmücken, all das in einer fein ausgearbeiteten Welt. Eine Fortsetzung ist möglich, aber die Handlung ist auch hier am Ende des Buches soweit in sich abgeschlossen.
Platzierung im Vormonat (-)
Auf einer abgeschiedenen Insel verschwinden Dinge. Zunächst sind es nur einfache Gegenstände, wie Hüte oder Stricknadeln. Die Bewohner der kleinen Stadt am Meer haben nach einem Verschwinden keine Erinnerung mehr an die Bedeutung eines Objekts und die Memory Police sorgt dafür, dass alle physichen Beweise für deren Existenz verschwinden. Doch nach und nach nimmt diese Polizei auch Menschen in Gewahrsam und als schließlich Vögel und Blumen verschwinden, befürchtet die Protagonistin, irgendwann selbst zu verschwinden. Eine sonderbare Geschichte über unsere Beziehung zu unserer Umgebung, Verlust und Vergessen. Kein einfacher Tobak, aber in eine wunderbare Mischung aus poetischen Worten und bizarren Situationen gekleidet.
Platzierung im Vormonat (-)
In „Wir sind fünf“ geht es um eine mittlerweile ziemlich konservativ gewordene Familie, die den Klischees entsprechend aus einem Ehepaar, zwei Kindern und dem neu hinzugekommenen, kleinen Elchhund namens Snusken bestehen. Eines Tages verschwindet jedoch plötzlich Snusken und ist nicht mehr auffindbar. Es zieht sich ein Riss durch die Bilderbuchfamilie: Vater Tormod zieht sich in seine hauseigene Werkstatt zurück, bastelt so vor sich hin und entwickelt bei seinen Basteleien einen Tonklumpen, der ein Eigenleben entwickelt und den Platz des verschwundenen Haushundes einnimmt. Während sich der Riss im bisher trauten Familienleben verstärkt, wächst auch die gefahr durch den zum Leben erweckten Tonklumpen… Matias Faldbakkens Geschichte klingt rundum kurios und erinnert in seiner Grundstory an den Plot des alten Horror-B-Movies mit dem Titel „Der Blob“. Im Gegensatz zu diesem Film schafft es Faldbakken auf humorische, tiefgehende und zum Nachdenken animierende Art und Weise einen witzigen und gleichzeitig bösen Roman zu kreieren, wie man ihn üblicherweise nicht zu erwarten gedenkt. Er entwickelt in gerade mal 250 Seiten eine bitterböse Fabel, die nicht nur eine Familie, das Dorfleben und das aufwallende Grauen aufs Korn nimmt – nein, er überschreitet Grenzen und gibt der zeitgenössischen Literatur mit einem Touch Phantastik einen ganz neuen Drive.
Platzierung im Vormonat (-)
Aus den ehemaligen USA sind die Gläsernen Nationen geworden, wo die Menschen nicht mehr nach Rasse oder Geschlecht beurteilt werden. Die einzige Einteilung, die es noch gibt, unterscheidet zwischen Rationalen und Emotionalen, Letztere gelten als anfälliger und sollen von Ersteren geschützt werden. Soweit die Propaganda … Obwohl der Plot nicht ganz neu ist, gelingt es der Autorin die jeweiligen Charaktere sehr geschickt, einfühlsam und nachvollziehbar und die Handlung durchweg spannend zu beschreiben.
Platzierung im Vormonat (5)
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