Das sind die besten phantastischen Romane der letzten 12 Monate. Jeden ersten Freitag im Monat stellen unabhängige Literaturkritiker*innen und Phantast*innen die besten Romane des Genres vor.
Ardoas ist die siebte Inkarnation der Elfe Naromee. Alle vor ihm sind in der Fremde auf der Suche nach den Erinnerungen ihrer vorigen Leben umgekommen, und auch Ardoas muss sich nun in die Fremde aufmachen. Dort bleibt er nicht lange allein, sondern findet bald Gefährt*innen, die ihn auf der Reise und in seinen Forschungen unterstützen. James Sullivan hat mit “Das Erbe der Elfenmagierin” epische, progressive und wholesome Fantasy geschaffen, die divers, kreativ und spannend ist. Die Story ist so voll von schönem Weltenbau und tollen Beziehungen zwischen den Charakteren, dass es ein Glück ist, dass der zweite und abschließende Band schon Ende Januar 2022 erschienen ist.
Platzierung im Vormonat (4)
Who you gonna call, wenn du in der rheinischen Pampa bist? Elektro Krause! Die Schwarze Elektrikerin Kassy Krause will eigentlich nur bei ihrem Vater Nobby aushelfen, doch bemerkt dort schnell, dass die Probleme nicht elektrischer, sondern übernatürlicher Natur sind. Nobby und Kassy sind Geisterjäger*innen, und auch wenn sich Kassy weder mit lebenden noch mit toten Nazi(-Geistern) herumschlagen will – ihr Vater ist da auf eine gefährliche Verschwörung gestoßen. “Elektro Krause” ist eine sarkastisch-humorvolle Urban Fantasy-Geschichte mit einem großartigen, diversen Cast!
Platzierung im Vormonat (-)
Sharon Dodua Otoo springt in ihrem Debütroman zwischen den Jahrhunderten und lässt uns kollektive und individuelle Traumata hautnah erleben. Aus mehreren Perspektiven, unter anderem aus der von Reisigbesen und Türklopfern, bekommen wir Wendenpunkte persönlicher Schicksale im 15., 19. und 20, Jahrhundert erzählt, die gravierende Konsequenzen für Vergangenheit und Zukunft mit sich bringen – miteinander verbunden wie eine Schlange aus Perlen, die sich in den eigenen Schwanz beißt. Otoo schildert die tragenden Themen ihres Romans Schuld, Sühne, Heilung und Unrecht mit einer derartig poetischen Leichtigkeit, dass weder Beklemmung noch Heiterkeit überhandnehmen. Ein literarischer Genuss, der sprachlich stark überzeugt, bisheriges Wissen in Frage stellt und noch lange zum Denken anregt.
Platzierung im Vormonat (-)
Berlin in den 1920ern – ein gesellschaftliches Pulverfass. Dann entdeckt die Wissenschaftlerin Nike ein Phänomen, das die Grenzen zwischen Wissenschaft und Magie verschwimmen lässt. Politik, Parteien, Wissenschaft, Privatpersonen – jeder versucht, die neue Magie zuerst zu beherrschen und für die eigenen Ziele zu nutzen. Authentische Persönlichkeiten, ein nebulöser Mord und der Zauber von brandneuen wissenschaftlichen Erkenntnissen, auf einem hochgefährlichen, politischen Parkett – das Buch sollte man sich definitiv nicht entgehen lassen!
Platzierung im Vormonat (1)
Authentisch erzählt Femi Fadugba den Alltag eines Schwarzen Jugendlichen, der zwischen die Fronten von rivalisierenden Gangs gerät und durch einen Autounfall die Fähigkeit erlangt, die Zukunft zu erahnen. Um diese zu ändern braucht es ziemlich viele physikalische Kenntnisse. Die sind so in die Geschichte eingewoben, dass sie keineswegs stören, sondern einem das Gefühl geben, endlich zu verstehen, wie das mit der Relativitätstheorie funktioniert. Packende Science Fiction im besten Sinne!
Platzierung im Vormonat (-)
Die Nekromant*innen sind zurück! Mit “Ich bin Harrow” setzt Tamsyn Muir dem ersten Band “Ich bin Gideon” (zuletzt auf der Phantastik Bestenliste im November 2020) eine Schippe von allem, was dort schon bestens funktionierte, auf. Mehr Nekromantie, mehr Chaos und mehr geniale Zusammenführungen von Handlungssträngen. Die Protagonistin ist dieses Mal Harrowhark, mittlerweile Lyctor im Dienste des Imperators. Das neue Setting ist geradezu grotesk, mitunter verwirrend, was nicht zuletzt daran liegt, dass Harrows Erinnerungen an die Geschehnisse aus Band 1 nicht ganz zu stimmen scheinen und sie blockieren, während Krieg und Tod schon an der Tür klopfen.
Platzierung im Vormonat (3)
Ein fast hellseherisches Buch: Denn die apokalyptische Vision einer weltumspannenden Pandemie, hervorgerufen durch tödliche Pilzsporen aus China via deren Billig-Exporte, erschien schon 2018 und zwingt den Leser dazu, die sich sofort aufdrängenden Corona-Parallelen in all ihren Konsequenzen zusammen mit der Hauptfigur Chandace Chen bis zum bitteren Ende durchzudenken. Das sich langsam entvölkernde New York, die nur scheinbaren Sicherheiten in einer zufällig überlebenden sozialen Gruppe – und vor allem deren hoher Preis : Ling Mas Endzeiterzählung nimmt den Leser in einem fast somnambulen Zustand mit auf ein Roadmovie mit offenen Ausgang – großartige Erzählkunst!
Platzierung im Vormonat (6)
Thomas Quinn ist ein halb-gescheiterter Schritsteller und besessen von einem Bestseller, den der Assistent seines verstorbenen Vaters geschrieben hat. Als er eines Tages einen seltsamen Brief des zurückgezogenen Autors bekommt, beginnt eine seltsame Schnitzeljagd nach einem geheimen Manuskript, immer verfolgt von Romanfiguren, die es in der realen Welt eigentlich gar nicht geben sollte. Das Buch ist ohne Zweifel vielschichtig, stellenweise etwas wild, aber durchweg zieht er den Leser in den Bann. Immer wieder gibt es kleine Ausflüge in die Naturwissenschaften und Theologie, alles scheint irgendwie verbunden. Der Autor feiert die Magie der Buchstaben und stellt ganz oft die Frage: Was hält unsere Welt eigentlich zusammen?
Platzierung im Vormonat (7)
Ein riesiger Komet trifft ohne Vorwarnung auf die Erde. Was an sich schon unzählige Menschenleben kostet, wächst zur größten Katastrophe der Menschheit heran, denn es ist fraglich, ob die Erde weiterhin bewohnbar bleibt. Elma, eine junge, intelligente Pilotin und Physikerin, möchte ihren Teil zur Rettung der Welt beitragen und hat einen Plan, doch im Amerika der 50er Jahre ist es nicht einfach, als Frau gesehen und akzeptiert zu werden…
Platzierung im Vormonat (-)
Viele Romane führen uns die gefährlichen Konsequenzen der Klimakatastrophe vor Augen, doch die wenigsten erzählen, was wir am dringendsten brauchen: Eine Geschichte darüber, wie sich die Menschheit zusammentut, um sie gemeinsam aufzuhalten. Science-Fiction-Urgestein Kim Stanley Robinson lässt sein Zukunftsministerium über jenen Fragen brüten, die gerade wirklich zählen. Was können wir tun? Was müssen wir ändern? Wie sollten wir umdenken? Wenn in vielen kleinen Einzelhandlungen der Weltuntergang aufgehalten wird, gibt es keinen großen Knall, und so bleiben die Antworten zwar radikal, aber zumeist antiklimaktisch. Das mag beim Lesen ungewohnt sein, ist jedoch selbst bereits Teil des geforderten Umdenkens und macht Robinsons Roman zu einem der wichtigsten Bücher des letzten Jahres.
Platzierung im Vormonat (-)
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