Liebe Phantast*innen, von Anfang an setzte sich die Phantastik-Bestenliste für Vielfältigkeit und die Sichtbarmachung von Autor*innen ein. Dem Unsichtbarmachen eines Autors, der mehrfach auf der monatlichen Bestenliste platziert wurde (Februar 2022 auf Platz 1) möchten wir gerne entgegen wirken.
Deshalb teilen wir heute gerne einen offenen Brief an den Heyne-Verlag mit euch.
Update 11.02.22: Wir freuen uns sehr, dass Heyne die entsprechenden Maßnahmen zur Sichtbarmachung von James Sullivan am Cover der »Elfen« ergreifen wird!
Wortwörtlich hieß es am 11. Februar dazu auf Twitter:
»Gemeinsames Statement von Bernhard Hennen, James A. Sullivan und dem Heyne Verlag
Wir möchten bekannt geben, dass der Verlag mit den beiden Autoren eine neue Regelung getroffen hat: James A. Sullivan wird bei allen künftigen Nachauflagen und Neuausgaben von DIE ELFEN als gleichberechtigter Autor zusammen mit Bernhard Hennen auf dem Cover stehen. Sobald diese neuen Ausgaben aus der Druckerei kommen, werden wir die Cover auch online aktualisieren. Wir freuen uns darüber, mit allen ELFEN-Fans diesen längst überfälligen Schritt zu gehen.«
Der offene Brief im Wortlaut (nach unten scrollen für die Version in leichter Sprache):
Sehr geehrter Herr Mamczak, sehr geehrte Marketingzuständige,
der Roman »Die Elfen« wurde von Bernhard Hennen und James Sullivan gemeinsam und zu gleichen Anteilen verfasst. Auf dem Cover ist jedoch bis heute nur Hennens Name zu lesen, wodurch Sullivan als Mitautor unsichtbar gemacht wird.
Diese seit 2004 anhaltende Verunsichtbarung von James Sullivans anteiliger Autorschaft steuert bis heute Wahrnehmung und Rezeption von »Die Elfen«, und gleichermaßen, wenn nicht sogar stärker, die von Sullivans Roman »Nuramon«.
Dass sich diese verunsichtbarende Wirkung Sullivans bezüglich »Die Elfen« nicht nur für Außenstehende, sondern ebenso verlagsintern niederschlägt, beweist das Unwissen des Social-Media-Teams von Heyne SF/F über seine Mitautorschaft. Sullivan wird konsequent im Marketing »vergessen«. Sogar auf der Verlagswebsite und den Retailern wurde er erst als Autor der »Elfen«-Prachtausgabe hinzugefügt, als mehrfach von externen Personen darauf hingewiesen wurde. Wenn intern so wenig Bewusstsein über Sullivans Mitautorschaft herrscht, wie sollen erst Lesende beide Autoren korrekt mit »Die Elfen« verknüpfen?

James Sullivan, ein Schwarzer Autor, wird aus seinem eigenen Kanon verdrängt, und es wird von Verlagsseite versäumt, seinen Roman »Nuramon« (im Gegensatz zu Bernhard Hennens Kanonerweiterungen) als offizielle Erweiterung der »Elfen« zu bewerben. Die Signalwirkung ist eindeutig: für Lesende, aber auch für Schwarze Schreibende und Schreibende of Color.
Nach fast 20 Jahren »Die Elfen« ist es nur angebracht, dass James Sullivan der Credit entgegengebracht wird, der ihm zusteht: Sein Name auf dem Cover aller »Elfen«-Ausgaben. Die Begründung, die 2004 dazu geführt hat, dass Sullivan nicht namentlich auf dem Cover steht, ist heute zu überdenken und mit dem Autor gegebenenfalls neu zu verhandeln. Eine Entscheidung über die Covernennung muss an die neuen Fakten (Sullivan ist ein etablierter Autor mit eigener Fanbase) angepasst werden.
Wir, die Verfassenden, sind Kolleg_innen, die ihn schätzen, Leser_innen, die seine Bücher lieben, und Menschen, die sich dafür einsetzen, dass James Sullivan für seine große Bereicherung der deutschsprachigen Phantastik gebührende Anerkennung zuteil wird.
Daher ersuchen wir Sie um entsprechende Maßnahmen.
07. Februar 2022
Alex Rump, Deutschland
Anna Zabini, Österreich
E. V. Ring, Österreich
Eleanor Bardilac, Österreich
Iva Moor, Deutschland
Julia Winterthal, Deutschland
Leslie Rubow, Deutschland
Nora Bendzko, Österreich
skalabyrinth, Deutschland
Tala Jacob, Deutschland
Tanya Hartgers, Deutschland
Teresa Teske, Deutschland
Thea Suh, Deutschland
Weitere Zeichnende
Amalia Zeichnerin, Deutschland
Britta Redweik, Deutschland
Babsi Schwarz, Deutschland
Dennis Frey, Deutschland
Emily Bähr, Nordirland
Francis Behrend, Deutschland
I. B. Zimmermann, Deutschland
Jasmina Kuhnke, Deutschland
Justine Pust, Deutschland
Katherina Ushachov, Österreich
Melanie Vogltanz, Österreich
Sarah Fartuun Heinze, Deutschland
Sharon Dodua Otoo, Deutschland
Tino Falke, Deutschland
Susanne Kasper, Deutschland
Update 10.02.22: Der Heyne Verlag hat eine erste Antwort auf Twitter veröffentlicht, laut der man sich bedankt und zu der Sache “im internen Austausch” befände.” Link zum Twitter-Statement vom 08.02.22: https://twitter.com/HeyneFantasySF/status/1491029857718915072
Artikel zum offenen Brief, übersetzt in leichtere Sprache von betalars
Mehrere Autor_innen haben einen offenen Brief an den Heyne-Verlag geschrieben. In dem Brief geht es um das Buch »Die Elfen«. Das wurde gemeinsam von Bernhard Hennen und James Sullivan geschrieben. Aber auf dem Buch fehlt der Name von James.
Viele Leute wissen daher nicht, dass beide das Buch geschrieben haben. Auch der Verlag bringt das manchmal durcheinander: Sie haben das Buch ins Internet gestellt. Da fehlte aber James’ Name. Deshalb wurde der Verlag daran erinnert. Nun stehen beide Namen im Internet.
Auf dem Buch fehlt James Name schon seit 18 Jahren. Aber warum eigentlich? Als das Buch erschien, war James noch sehr unbekannt. Deswegen war es für ihn okay, dass er nicht genannt wird.
Inzwischen ist er jedoch ein bekannter Schwarzer Autor. Er hat viele Fans in der deutschen Fantasy-Szene. Er ist Vorbild für viele Schwarze Autor_innen. Dass er immer wieder vom Verlag vergessen wird, finden viele ungerecht.
Vergessen wurde auch etwas bei seinem Buch »Nuramon«. Das ist ein Teil der »Elfen«-Reihe. Der Verlag schreibt aber nur bei den neuen Büchern von Bernhard dazu, dass sie dazu gehören.
Daher bitten mehrere Autor_innen den Verlag nun, James angemessen zu würdigen.
Maylin Hoog meint
Ich stimme dem Wortlaut des offenen Briefs voll und ganz zu. James A. Sullivan muss mit auf dem Cover stehen, denn er hat schließlich auch dazu beigetragen dass die Bücher so erfolgreich waren / sind.
Ich drücke die Daumen dass es klappt.
Claudia Friedrich meint
Allein die Begründung, den unbekannten Autoren nicht zu nennen, weil er unbekannt ist, ist skandalös. Natürlich stimmt er zu, um überhaupt veröffentlicht zu werden. Ein sehr guter Offener Brief.
Schmonz meint
Was sagt denn James Sullivan dazu? Gibt es ein Statement von ihm?
UnDi meint
Ja, gibt es 🙂
https://twitter.com/fantasyautor/status/1490623051280666624
Im ersten Kommentar unter dem Tweet hat er auch noch mal seine eigenen Thread verlinkt, wo er sich vor einiger Zeit schon dazu geäußert hat.
Vic meint
Hey Schmonz, natürlich gibt es ein Statement von Sullivan. Es gibt auch seine Reaktion auf die Menschen, die sich mit #SichtbarkeitFürSullivan engagieren. Das findet man, wenn man sucht.
Man könnte aber auch berücksichtigen, was für ein Druck auf BPoC Autor*innen lastet, welche eigenen Struggles es gibt, Und man kann sich überlegen, ob es so cool ist, aus Betroffenen eine Stellungsnahme auszupressen (wenn hier auch nur indirekt).
Franziska Müller meint
Was sagt denn Bernhard Hennen dazu? Ja, der Druck auf Schwarze, queere, neurodivergente, weiblich sozialisierte Autor*innen, immer wieder für sich selbst und die eigene Sichtbarkeit einzustehen, ist groß. Um so interessanter wäre es, ob Hennen als erfolgreicher Fantasy-Autor sich solidarisch verhält. Hier wären Allies gefragt, die ihre Position gezielt und subversiv nutzen, um für mehr Pluralität zu sorgen!
Sarah Raich meint
Ich zeichne mal hiermit mit 🙂 vielleicht packt ihr mich mit rein, falls es nochmal ein Update gibt. Ich finde so gut, dass ihr dran bleibt und dass ihr das macht