Das sind die besten phantastischen Romane der letzten 12 Monate. Jeden ersten Freitag im Monat stellen unabhängige Literaturkritiker*innen und Phantast*innen die besten Romane des Genres vor.
Who you gonna call, wenn du in der rheinischen Pampa bist? Elektro Krause! Die Schwarze Elektrikerin Kassy Krause will eigentlich nur bei ihrem Vater Nobby aushelfen, doch bemerkt dort schnell, dass die Probleme nicht elektrischer, sondern übernatürlicher Natur sind. Nobby und Kassy sind Geisterjäger*innen, und auch wenn sich Kassy weder mit lebenden noch mit toten Nazi(-Geistern) herumschlagen will – ihr Vater ist da auf eine gefährliche Verschwörung gestoßen. “Elektro Krause” ist eine sarkastisch-humorvolle Urban Fantasy-Geschichte mit einem großartigen, diversen Cast!
Platzierung im Vormonat (2)
Ardoas ist die siebte Inkarnation der Elfe Naromee. Alle vor ihm sind in der Fremde auf der Suche nach den Erinnerungen ihrer vorigen Leben umgekommen, und auch Ardoas muss sich nun in die Fremde aufmachen. Dort bleibt er nicht lange allein, sondern findet bald Gefährt*innen, die ihn auf der Reise und in seinen Forschungen unterstützen. James Sullivan hat mit “Das Erbe der Elfenmagierin” epische, progressive und wholesome Fantasy geschaffen, die divers, kreativ und spannend ist. Die Story ist so voll von schönem Weltenbau und tollen Beziehungen zwischen den Charakteren, dass es ein Glück ist, dass der zweite und abschließende Band schon Ende Januar 2022 erschienen ist.
Platzierung im Vormonat (1)
Ein riesiger Komet trifft ohne Vorwarnung auf die Erde. Was an sich schon unzählige Menschenleben kostet, wächst zur größten Katastrophe der Menschheit heran, denn es ist fraglich, ob die Erde weiterhin bewohnbar bleibt. Elma, eine junge, intelligente Pilotin und Physikerin, möchte ihren Teil zur Rettung der Welt beitragen und hat einen Plan, doch im Amerika der 50er Jahre ist es nicht einfach, als Frau gesehen und akzeptiert zu werden…
Anmerkung der Jury: Die Berechnung der Sterne” schreibt “Schwarz” konsequent klein. Dies sollte der Verlag bei den Folgebänden unbedingt ändern. Hintergründe dazu.
Platzierung im Vormonat (9)
Die Geschichte der Amazonen – mal anders erzählt. Die Autorin bringt einen neuen Blickwinkel auf das kriegerische Volk der Amazonen in der Zeit vor und während des Trojanischen Krieges. Sie schildert die Amazonen als starke, kriegerische Frauen, aber auch als normale Menschen mit Fehlern und Schwächen. Und trotz aller Macht und Stärke sind beide Seiten in diesem Krieg doch nur Spielball der Götter!
Platzierung im Vormonat (1, 09/2021)
Eine KI, die Bewusstsein entwickelt und sich dann aufmacht, um die Probleme dieser Welt zu lösen – ganz ohne Gewalt, nur über ökonomische Prozesse. Was zu schön klingt, um wahr zu sein, ist tatsächlich der Hintergrund von Theresa Hannigs Utopie „Pantopia“. Aber natürlich ist das alles nicht so einfach, schließlich ist da noch die menschliche Komponente: die Entwickler:innen zweifeln und die offiziellen Stellen misstrauen. Ihre Fehleinschätzungen, Lügen und persönliche Agenden treiben die Handlung voran und erhalten die Spannung des Romans trotz des gewissen utopischen Ausgangs aufrecht. Und auch die KI Einbug legt nicht alle Karten auf den Tisch. Eine Utopie, die Mut macht!
Platzierung im Vormonat (-)
Die Nekromant*innen sind zurück! Mit “Ich bin Harrow” setzt Tamsyn Muir dem ersten Band “Ich bin Gideon” (zuletzt auf der Phantastik Bestenliste im November 2020) eine Schippe von allem, was dort schon bestens funktionierte, auf. Mehr Nekromantie, mehr Chaos und mehr geniale Zusammenführungen von Handlungssträngen. Die Protagonistin ist dieses Mal Harrowhark, mittlerweile Lyctor im Dienste des Imperators. Das neue Setting ist geradezu grotesk, mitunter verwirrend, was nicht zuletzt daran liegt, dass Harrows Erinnerungen an die Geschehnisse aus Band 1 nicht ganz zu stimmen scheinen und sie blockieren, während Krieg und Tod schon an der Tür klopfen.
Platzierung im Vormonat (3)
Authentisch erzählt Femi Fadugba den Alltag eines Schwarzen Jugendlichen, der zwischen die Fronten von rivalisierenden Gangs gerät und durch einen Autounfall die Fähigkeit erlangt, die Zukunft zu erahnen. Um diese zu ändern braucht es ziemlich viele physikalische Kenntnisse. Die sind so in die Geschichte eingewoben, dass sie keineswegs stören, sondern einem das Gefühl geben, endlich zu verstehen, wie das mit der Relativitätstheorie funktioniert. Packende Science Fiction im besten Sinne!
Platzierung im Vormonat (5)
Thomas Quinn ist ein halb-gescheiterter Schritsteller und besessen von einem Bestseller, den der Assistent seines verstorbenen Vaters geschrieben hat. Als er eines Tages einen seltsamen Brief des zurückgezogenen Autors bekommt, beginnt eine seltsame Schnitzeljagd nach einem geheimen Manuskript, immer verfolgt von Romanfiguren, die es in der realen Welt eigentlich gar nicht geben sollte. Das Buch ist ohne Zweifel vielschichtig, stellenweise etwas wild, aber durchweg zieht er den Leser in den Bann. Immer wieder gibt es kleine Ausflüge in die Naturwissenschaften und Theologie, alles scheint irgendwie verbunden. Der Autor feiert die Magie der Buchstaben und stellt ganz oft die Frage: Was hält unsere Welt eigentlich zusammen?
Platzierung im Vormonat (8)
Viele Romane führen uns die gefährlichen Konsequenzen der Klimakatastrophe vor Augen, doch die wenigsten erzählen, was wir am dringendsten brauchen: Eine Geschichte darüber, wie sich die Menschheit zusammentut, um sie gemeinsam aufzuhalten. Science-Fiction-Urgestein Kim Stanley Robinson lässt sein Zukunftsministerium über jenen Fragen brüten, die gerade wirklich zählen. Was können wir tun? Was müssen wir ändern? Wie sollten wir umdenken? Wenn in vielen kleinen Einzelhandlungen der Weltuntergang aufgehalten wird, gibt es keinen großen Knall, und so bleiben die Antworten zwar radikal, aber zumeist antiklimaktisch. Das mag beim Lesen ungewohnt sein, ist jedoch selbst bereits Teil des geforderten Umdenkens und macht Robinsons Roman zu einem der wichtigsten Bücher des letzten Jahres.
Platzierung im Vormonat (10)
Niemals erwachsen werden, für alle Zeiten mit den Freunden in Nimmerland aufregende Abenteuer erleben und keine Erwachsenen, die dich in die Schule oder ins Bett schicken – die Geschichte von Peter Pan, dem Jungen, der immer Kind bleibt, war wohl der literarische Figur gewordene Traum manchen Schulkindes. In diesem Roman allerdings verkehrt die Autorin Christina Henry die schillernde Wunschvorstellung ins Alptraumhafte: Der titelgebende Peter Pan ist ein gemeiner Nesträuber, der seine “verlorenen Jungs” aus dem Elternhaus lockt, um sie in Nimmerland mit fiesen Psychospielchen unter sein Kommando zu zwingen. Dabei geht die Autorin durchaus nicht zimperlich vor, wenn der eine oder andere von Peters Mannschaft von der eigenen Peer Group abgemurkst wird, weil der ewig präpubertäre Anführer, dem es zu gefallen gilt, das anordnet. Fans der Dark Fantasy, die einen Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur aus neuer Perspektive erleben wollen und dabei die härtere Gangart zu schätzen wissen, kommen voll auf ihre Kosten.
Platzierung im Vormonat (-)
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