Das sind die besten phantastischen Romane der letzten 12 Monate. Jeden ersten Freitag im Monat stellen unabhängige Literaturkritiker*innen und Phantast*innen die besten Romane des Genres vor.
Drei sehr unterschiedliche Reisende stranden auf einem Transit-Planeten. Was eigentlich nur ein kurzer Zwischenstopp in einem ‚Motel‘ sein sollte, wird ein mehrtägiger Aufenthalt, in dem sich die drei und ihre zwei Gastgeber notgedrungen intensiver aufeinander einlassen müssen, als sie das eigentlich vorhatten. Aus dieser Situation spinnt Becky Chambers ein feines erzählerisches Geflecht, in dem es eben nicht um die großen Heldentaten geht, sondern um die alltäglichen Sorgen und Interaktionen der Aliens, die für ein paar Tage zu einer Schicksalsgemeinschaft zusammengefügt werden.
Platzierung im Vormonat (1)
Im ersten Teil ihrer High-Fantasy-Dilogie „A Song of Wraiths and Ruin – Die Spiele von Solstasia“ führt uns die Autorin Roseanne A. Brown in die magische Welt des Königreichs Sonande, die von westafrikanischer Kultur und Folklore inspiriert ist. Neben einer Liebesgeschichte, die sich in berauschend mythischen Gefilden abspielt, thematisiert Brown Klassismus, Sexismus und Rassismus. Progressive Fantastik vom Feinsten!
CN: Selbstverletzung, Mord und Gewalt, Trauma, emotionaler und körperlicher Missbrauch, Verlust der Familie
Platzierung im Vormonat (8)
Shepard of Sins von Martin Gancarczyk spielt in einem alternativen Hamburg, der baulich in die Höhe geschossen ist und sehr futuristisch herkommt, aber trotzdem einen urigen Moin-Moin-Charme mit Kiez-Feeling beibehält. Gancarczyk verwebt Themen wie PTBS, queeres Familienleben, Abnabelung von den Eltern und die Wichtigkeit von Wahlfamilien in einer fulminanten Urban Fantasy-Story, die für Gerechtigkeit und Selbstbestimmung steht. Eine sehr gelungene Mischung aus skurrilem Humor und empathischem Feingefühl – mehr davon!
CN: Blut, Folter, Gewalt, Emeto, Tod, Verlust von Familie.
Platzierung im Vormonat (2)
Auf dem Neptunmond Athos stirbt ein Mönch. Hat die Steuerungs-KI versagt? Oder stecken die Brüder dahinter? Inquisitor Rüd Kartheiser soll den Ethikeinstellungen der KI auf den Zahn fühlen. Dabei muss er auch das Verhältnis zu seiner persönlichen KI-Assistentin klären, die ihm nur helfen kann, wenn er ihr größere Freiheiten gewährt, als die Lage schließlich eskaliert. Tiefsinnige und vielschichtige SF!
Platzierung im Vormonat (7)
Die wilde Geschichte über Nahri und ihre Gefährten geht weiter! In Daevabad kündigt sich ein Jahrhundert-Höhepunkt an: Navasatem, das größte Fest der Daeva, lockt Feiernde von Nah und Fern und verwandelt die Stadt für einen Monat in einen fiebrigen Freudentaumel. Doch die Stimmung ist sowieso schon gereizt und am Siedepunkt, jede Aktion scheint von politischen Intrigen getrieben. Und mitten in dieses Pulverfass melden sich Gefährten zurück, die man eigentlich schon für lange tot gehalten hatte …
Platzierung im Vormonat (-)
Die Wochenzeitung „The Stranger Times“ bezeichnet sich selbst als die erste Adresse für alles Unerklärliche. Als Hannah Willis, frisch auf eigenen Füßen stehend, in die Redaktion stolpert, ahnt sie nicht, dass einige dieser außergewöhnlichen Fälle viel realer sind, als ihr lieb ist. Und noch bevor sie es sich anders überlegen kann, steckt sie mitten in einer brisanten Recherche über Monster, uralte Geister und Toiletten, aus denen der Teufel sprechen soll. Und über sehr bizarre Todesfälle … Ein phantastischer Krimi mit grandios skurrilen Hauptfiguren und herrlich britischem Humor – großes Lesevergnügen, das ungeduldig auf die Bände 2 und 3 warten lässt!
Platzierung im Vormonat (9, 06/2022)
Dass Großstädte sich mitunter anfühlen wie riesige Lebewesen, inspiriert diese Hommage der afroamerikanischen Autorin N. K. Jemisin an ihre Heimatstadt New York. Darin werden Metropolen geboren, wachsen heran und manifestieren ihr Bewusstsein in einem Avatar, der das Lebensgefühl der gesamten Stadt in sich verkörpert. Als bei der Geburt New Yorks etwas schiefgeht und eine finstere Macht versucht, die verletzliche junge Stadt zu übernehmen, müssen die notdürftig erweckten Avatare der fünf Stadtbezirke sich zusammentun, um das Schlimmste zu verhindern. In diesem Urban-Fantasy-Setting mit Horrorelementen erweist sich die Autorin der gefeierten Broken-Earth-Trilogie erneut als ein versatiles Ausnahmetalent, das zurecht zu den wichtigsten zeitgenössischen Phantastikautor*innen gezählt wird.
Platzierung im Vormonat (2, 06/2022)
Die junge Protagonistin Taylor kennt die echte Welt nur von Bildern: Sie wurde groß in Emerdale, einem geheimen Militär-Labor, in der an der DNA von Kindern rumgeschraubt wird, um sie zu Super-Soldaten zu machen. Taylor ist von allen die Gefährlichste, da ihre Telekinese-Kräfte eine wahre Wucht sind. Eines Tages wird sie unverhofft von einem der Doktoren aus der Anstalt geschleust und findet sich in einem plötzlich gewöhnlichen Leben in LA wieder, mit College und Strandbars. Dort lernt sie Jonathan kennen. Der einstige Filmstar hadert nach einem Unfall mit dem Verlust eines Beines und findet in Taylor eine mysteriöse neue Freundin, die ihn zum ersten Mal wieder Licht am Horizont sehen lässt. Der YA-Roman ist flüssig und spannend erzählt, die wechselnde Perspektive zwischen Taylor und Jo machen das ganze nochmal extra reizvoll und es entsteht eine Dynamik, die einen das Buch nicht mehr weglegen lässt. Mir hat besonders imponiert, dass beide Figuren nicht perfekt sind, jeder hat sein Päckchen zu tragen und besondern bei Taylor wird klar: Selbst Superkräfte helfen nicht gegen schweren, emotionalen Ballast, sie muss sich dennoch anderen Menschen öffnen, um klar zu kommen.
Platzierung im Vormonat (-)
Für ihre Mars-Mission gehen ESA-Astronaut Marlon, Bioinformatikerin Rain und Ingenieurin Sunita eine Space-Symbiose ein. Ihre Reise führt sie jedoch am roten Planeten vorbei zum Saturnmond Titan, wo sie einem Notsignal folgen und auf eine illegale Forschungsstation stoßen. Dort erwartet sie Wissenschaftlerin Verve, die in einem gigantischen Methansee biologische Experimente durchführt und eine neue Evolution in Gang setzt. So verändern die Menschen den Titan – doch der Titan verändert auch sie …
Platzierung im Vormonat (-)
Solider Fantasy-Einzelband aus der Schweiz, mit einer Protagonistin, die auch mal menstruiert! Barbara Tapasco entführt uns nach Korasi, wo eine Seuche um sich greift, gegen die niemand ein Heilmittel hat. Nicht einmal die Nemeton, die Elite der Pflanzenkundigen, die eine ganz besondere Verbindung zu den Bäumen haben. Die junge Spitzenklöpplerin Wanere wäre gerne eine von ihnen, denn auch sie ist in der Lage, die Bäume zu spüren. Doch das bringt sie in große Gefahr. Besonders, als der König schwört, sie und andere Parasiten auszurotten.
Platzierung im Vormonat (-)
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