Das sind die besten phantastischen Romane der letzten 12 Monate. Jeden ersten Freitag im Monat stellen unabhängige Literaturkritiker*innen und Phantast*innen die besten Romane des Genres vor.
Der Nachfolger von Hugo Award Winner “Im Herzen des Imperiums” macht alles genau richtig und setzt die Geschichte atemlos dort fort, wo sie im ersten Teil endete: Eine unbekannte Alien-Spezies greift Planeten am Rande des Imperiums an, und wer könnte besser zwischen dem Imperium und Fremden vermitteln als eine Fremde selbst. So wird Mahit Dzmare wieder in politische Ränke gezogen und kämpft am Ende doch einfach nur ums eigene Überleben.
Platzierung im Vormonat (9)
Im Abschlussband dieser fulminanten High-Fantasy-Dilogie „A Psalm of Storms and Silence – Die Magie von Solstasia“ führt uns die Autorin Roseanne A. Brown in die magische Welt des Königreichs Sonande, die von westafrikanischer Kultur und Folklore inspiriert ist. Neben einer Liebesgeschichte, die gegen hegemoniale Männlichkeit und klassistische Machthierarchien zu bestsehen versucht, thematisiert Brown auch Sexismus und Rassismus. Progressive Fantastik vom Feinsten!
CN: Selbstverletzung, Mord und Gewalt, Trauma, emotionaler und körperlicher Missbrauch, Verlust der Familie
Platzierung im Vormonat (8)
Ein trans Junge, der von seiner LatinX Community nicht als valider Geisterbeschwörer akzeptiert wird, beschwört wenige Tage vor dem Día De Los Muertos den Geist eines ermordeten Mitschülers und verliebt sich prompt. Aiden Thomas’ Debütroman ist nicht nur eine unterhaltsame Jugendromanze, sondern bettet die Queerness des Protagonisten so souverän in die phantastische Handlung ein, wie man es selten gesehen hat. Das immer mitschwingende Verhältnis zwischen Transgeschlechtlichkeit und kultureller Tradition, der spielerische Umgang mit dem Thema Tod und die liebevolle Darstellung der Gen-Z-Figuren machen den Roman auch für Erwachsene zu einem Gewinn.
Platzierung im Vormonat (7)
Im Norden ist alles vorhersehbar. Im Süden ist alles chaotisch, denn dort gibt es Magie. Quinn lebt ein ruhiges Leben im Norden. Das ändert sich aber, als er vom Tod seines Onkels erfährt. Der war Händler für magische Artefakte und hat Quinn zu seinem Haupterben bestimmt. Quinn will das Erbe eigentlich schnell abwickeln, doch im Süden trifft er auf Unerwartetes. Der Autor E.A. Vianden erzählt in diesem queeren Urban Fantasy Roman mit viel Witz von der Reise eines Ü40jährigen zu sich selbst.
Platzierung im Vormonat (-)
Der Titel ist Programm: In „Fairy Tale“ verzichtet Stephen King weitgehend auf den Horror, der ihn bekannt gemacht hat, um eine Zwei-Welten-Fantasy-Story über einen problembeladenen Teenager zu erzählen, der im Schuppen eines Nachbarn das Portal in eine magische Welt entdeckt. Eigenen Angaben zufolge schrieb King den Roman als mentalen Ausbruchsversuch aus der Lockdown-Situation. Den Spaß, den er sich damit gegönnt hat, merkt man dem Roman deutlich an.
Platzierung im Vormonat (10)
Ein absolut ungewöhnliches Buch für Leute, die Bücher, Phantastik, Videogames und/oder Visual Novels lieben! Aislyn lebt in einer Welt, in der man in Bücher eintauchen und sie wie Videospiele durchspielen kann. Doch nicht alle Bücher dienen der Erholung. Es gibt auch Strafbücher, die Verurteilte durchleben müssen, um geläutert zu werden. Als Aislyn auf der Suche nach der Bedeutung von Simas Fluch in so ein Buch gerät, beginnt eine ungewöhnliche, faszinierende und clever konstruierte Geschichte.
Platzierung im Vormonat (4, 09/22)
Deutschland ist in mehrere kleine Staaten zerfallen. Nach dem Kollaps haben reiche Familien Nordland unter sich aufgeteilt und viele Errungenschaften rückgängig gemacht. So gelten Frauen als Menschen zweiter Klasse und Eigentum der Männer. Dieser Geldadel kontrolliert alles im von einer katastrophalen Dürre geplagten Nordland, das kurz vor einem Bürgerkrieg steht. Hilfe könnte von der Skandinavischen Union kommen, aber erst, wenn eine neue Verfassung verabschiedet wird, die die Gleichberechtigung wiederherstellt und dem Volk das Wahlrecht zurückgibt. Lilly ist eine der wenigen mächtigen Frauen in Nordland und nutzt das Erbe ihrer Familie, um die Dinge zum Besseren zu verändern – gegen den Widerstand alter Männer, die sie mit Erpressung, Lügen und Gewalt in die Knie zwingen wollen …
Platzierung im Vormonat (-)
Die Schwestern Aster und Clementine, die im ersten Band “Die Gesetzlose” noch gezwungen waren, im Bordell zu arbeiten, sind zwar nun frei, müssen aber weiter im Untergrund leben. Vor allem Aster kann ihre gefangenen Geschwister nicht vergessen, sind sie doch erst richtig frei, wenn alle Unterdrückten frei sind. “Die Unzähmbare” zeigt eindrücklich, wie gefährlich Widerstand und wie wichtig Zusammenhalt sind. Charlotte Nicole Davis wächst im zweiten Band über sich hinaus und erzählt von Rassismus, Traumata und Empowering, verwoben mit aktuellen sozialen Diskursen im fiktiven Land Arketta, das jede Nacht von rachsüchtigen Geistern heimgesucht wird.
CN: Rassismus, Vergewaltigung, Mord, Menschenhandel, Armut, physische & psychische Gewalt, PTBS, Drogenabhängigkeit
Platzierung im Vormonat (-)
In Mentano, einer streng hierarisch organisierten Welt unter einer Glasglocke, verdient sich die 17-jährige Fawn ihr Geld mit dem Entlarven von Lügen, was ihr mit sog. Roter Magie gut gelingt. Diese Lügen verkauft sie dann meistbietend an die Dunkeldiebe. Als sie in deren Auftrag in das Haus einer mächtigen adeligen Familie eingeschleust werden soll, um deren Geschichten auf Wahrheitsgehalt zu überprüfen und die brisantesten Lügen zu liefern, gerät sie in ein dicht gewebtes Netz von Lügen, Wahrheiten und die Hintergründe von Mord und vor allem das Geheimnis ihrer Mutter, die offensichtlich eine Doppelagentin des Königs war und ihr ein dubioses Erbe hinterlassen hat. Das Spiel mit der permanenten Unsicherheit zwischen Lüge und Wahrheit und den damit mehr oder wenger glaubhaften Gefühlen – vor allem dem männlichen Adelssproß Caeden gegenüber – hält den Leser in Dauerspannung und lässt die Aktualität der Wirkung von sog. “fake news” mehr als deutlich hervortreten.
Platzierung im Vormonat (-)
Die 17-jährige Yada lebt mitten in der Ostsee: Die „Seestatt“ ist ein schwimmender, unabhängiger Ort, der ihr exzentrischer Vater mit anderen Visionären zusammen entworfen hat, eine Art Insel-Utopie des 21ten Jahrhunderts. Sie sollte nachhaltig sein, keinen Müll produzieren, ein Öko-Projekt der Superlative. Leider läuft der Laden schon lange nicht mehr rund und Yada hinterfragt immer öfter die Dinge, die ihr der Vater über das Festland erzählt, ihre aktuelle Lage, ihre tote Mutter. Als eine junge Frau als Neuzugang auf die Insel kommt, werden Yada die Augen geöffnet … Die Autorin schreibt ohne viel Klim-Bim, aber dennoch so, dass man sehr bei den Figuren dabei ist und ab der ersten Seite mitfiebert.
Platzierung im Vormonat (-)
Schreibe einen Kommentar