Das sind die besten phantastischen Romane der letzten 12 Monate. Jeden ersten Freitag im Monat stellen unabhängige Literaturkritiker*innen und Phantast*innen die besten Romane des Genres vor.
R. F. Kuang erzählt in ihrem Roman “Babel” von der dunklen Seite eines fiktiven Oxford der 1830er Jahre. Im Institut für Übersetzung werden hier Übersetzungen in Silberbarren graviert, die dann eine magische Wirkung entfalten und dem britischen Empire zu seiner Macht verhelfen. Doch dann sind da vier neue Studierende des Instituts, die aus den britischen Kolonien stammen und einen anderen Blick auf die Welt und das Empire haben.
Wie schon in ihrer Reihe “The Poppy War” erzählt Kuang eine Geschichte, die als fröhliche “begabte Jugendliche kommen an eine Schule”-Story beginnt, irgendwann aber einen sehr dunklen Dreh nimmt. Diesmal geht es um Sprache und Übersetzung, die Macht des Empire und die Unterdrückung der Kolonien.
CN: Alkohol- & Drogenkonsum, Blut, Emeto, Gewalt an Kindern, Klassismus, Kolonialismus, körperliche & psychische Gewalt, Misogynie, Mord, Rassismus, Sklaverei, Verlust und Tod von Familienmitgliedern
Platzierung im Vormonat (1)
Wer am Rand des Feenreichs lebt, hält sich besser an die herrschenden Regeln. Das wird Farah und ihrem jüngeren Bruder von klein auf eingebläut. Doch manchmal müssen Regeln gebrochen werden, um zu überleben. Und manchmal rettet uns, was uns am meisten ängstigt. Doch um welchen Preis? Und vor allem: warum?! Dem Märchen vom Rumpelstilzchen haucht Christian Handel mit dieser atmosphärischen Adaption neues Leben ein – spannend, verstörend und zutiefst berührend!
Platzierung im Vormonat (3, 6/23)
Die Welt steht in stetigem Kampf mit den Hunduns, riesigen Roboter-Aliens, die alles zerstören wollen. Nur die Piloten mit starkem Qi können ihnen in ihren Kampfrobotern die Stirn bieten – wenn sie sich mit einem Mädchen verbünden und vereint ihr Qi fließen lassen. Fast jedes Mal ist es das Todesurteil für das Mädchen, bis Wu Zetian in einen Kampfroboter steigt und das System auf den Kopf stellt. Actiongeladene Science Fiction über den Kampf gegen das Patriarchat, der unter die Haut geht. Einfach nur gut.
CN: Alkoholsucht, Blut, Emeto, Folter, Freiheitsentzug, Klassismus, körperliche & psychische Gewalt, Misogynie, Mord, Sex, Sexismus, sexualisierte Gewalt, Suizidalität, Vergewaltigung, Verlust und Tod von Familienmitgliedern
Platzierung im Vormonat (2)
Ein Haus, das stetig seine Form wandelt, reist durch die Existenzebenen auf der Suche nach einem Anker. Es hat bereits einen gefunden, doch dieser ertränkt den Wahnsinn der sterbenden Zeitlinien in Alkohol. Eine identitätslose junge Frau soll nun das Universum retten und lässt sich viel zu leicht von der Herrscherin eines Parasitenuniversums verführen. Doch die junge Frau lernt schnell. Sie holt sich ihre Erinnerungen zurück, legt sich mit verstaubten Bürokraten an, überwindet Dystopien und wagt es, Wege zu gehen, an die niemand zuvor gedacht hat. „Wo beginnt die Nacht“ ist ein wilder Mix aus Science Fiction und Fantasy, eine surreale Reise voll intelligentem Humor und letztlich eine Geschichte der Selbstermächtigung und Hoffnung …
Platzierung im Vormonat (9)
Die Cambridge-Professorin Emily Wilde ist die führende Expertin in Sachen Feen und eine leidenschaftliche Wissenschaftlerin. In einer von Männern dominierten Welt beißt sie sich mit eisernem Willen durch und betreibt im abgeschiedenen Norden Feldforschung, die alle in Staunen versetzen soll. Als ihr Kollege Bambleby ihr hinterher reist, ist sie wenig erfreut, jedoch merkt sie bald, dass sie nur durch seinen Charme einen Draht zu den Einheimischen aufbauen kann. Mysteriöse Ereignisse häufen sich, Wechselbälger zeigen sich und Emily muss all ihr Wissen benutzen, um gegen die heimtückischen Kräfte der Feen zu bestehen. Voller überraschender Wendungen und herzliche Figuren macht dieses Buch einfach sehr viel Spaß!
Platzierung im Vormonat (-)
Leipzig 1933: Der Buchhändler Jakob Steinfeld trifft auf Juli, die ihm ein geheimnisvolles Buch anvertraut und spurlos verschwindet. Leipzig 1943: Bombenangriff auf Leipzig, das Graphische Viertel brennt. Inmitten des Chaos entkommt ein Junge ohne Vergangenheit seinem Gefängnis. München 1971: Der Junge ist zu Robert Steinfeld herangewachsen und entdeckt bei einer Bibliotheksauflösung Bücher, die gar nicht existieren dürften. Kai Meyer wandelt auf den Spuren von Carlos Ruiz Zafón und erzählt auf drei Zeitebenen ein halb vergessenes Stück Geschichte auf phantastische Art.
CN: Alkoholkonsum, Antisemitismus, Blut, Feuer, Gefangenschaft, körperliche & psychische Gewalt an Erwachsenen und Kindern, Leichen, Mord, Nazi-Ideologie (darunter das Projekt Lebensborn), physische & psychische Krankheiten, Zweiter Weltkrieg & Nazizeit
Platzierung im Vormonat (8, 8/23)
Die Zahl dreizehn erfüllt Momme Bang mit panischer Angst. Doch irgendwie dreht sich plötzlich alles in seinem Leben um genau diese Zahl: In einem verborgenen 13. Bezirk der Stadt Berlin findet sich Momme in einer Umgebung, in der nichts so ist wie in der ihm vertrauten Zeit. Und er scheint ins Zentrum einer Verschwörung zu geraten, die den modernen Fortschritt in Frage stellt. Atmosphärisch dicht und voller neuer, ungewöhnlicher Ideen neben altvertrauten Bildern schreibt Wieland Freund hier modernste Phantastik, die von der ersten Seite an packt.
CN: Ableismus, Fremdenfeindlichkeit, Queerfeindlichkeit, Rassismus, Saneismus, Sexismus, Verlust und Tod von Familienmitgliedern, Zwangsstörungen
Platzierung im Vormonat (-)
Mythologie-Nacherzählungen gibt es viele. Doch die sind meist sehr eurozentrisch. Nicht so „Rising Bahia“ von Mo Schneyder. Hier spielen die alten Göttinnen und Götter des Candomblé, einer afrokaribischen Religion eine große Rolle. Denn im Reich des Südens, einem dystopischen Brasilien, das von einem konservativen weißen Mann regiert wird, sind sie bedroht. Ob Jul, die in Deutschland aufgewachsen ist und jetzt ein Praktikum in Salvador de Bahia macht, da helfen kann?
CN: Geburt, Blut, Tod, körperliche und psychische Gewalt
Platzierung im Vormonat (5)
Im Land Baldern bekriegen sich zwei Brüder. Der junge Aramil wird zwangsrekrutiert und entdeckt so sein Talent für die Musik. Auf Umwegen wird er zum Barden, Geschichtenerzähler und gelegentlichen Boten. Fortan reist er umher und trifft auf Könige, Fabelwesen und die Liebe. Sarah Malhus` Debüt wartet mit einer ungewöhnlich liebevollen Gestaltung auf und mit einem Protagonisten, der selbstverständlich bisexuell und polyamorös ist.
CN: Krieg, PTBS
Platzierung im Vormonat (-)
Eine karibische Insel in den 70er Jahren. Ein Schwarzer Fischer, der gerne draußen auf dem Meer auf seiner Gitarre zupft. Und eine Meerfrau, die sich von seinem Spiel angezogen fühlt. Man kann umöglich mehr vom Plot verraten, ohne die Spannung wegzunehmen. Man muss tatsächlich in dieses Buch eintauchen, untertauchen und sich mitnehmen lassen in diese besonderen Ereignisse um den Fischer und die Meerfrau. Dieses Buch ist brutal, voll mit Rassismus und doch so voller Liebe und puren Emotionen. Sprachlich brillant nimmt einen dieses Buch mit zu einer Metamorphose der besonderen Art, einer ungenierten Liebe und lässt die Leser*innen am Ende träumend und sehnend nach dem Meer zurück.
CN: Ableismus, Alkohol- & Drogenkonsum, Blut, Body Horror, Emeto, Gefangenschaft, körperliche & sexualisierte Gewalt, Hurricane mit Flut, Klassismus, Misogynie, Rassismus, Sex, Suizidalität
Platzierung im Vormonat (3)
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