Hallo und herzlich willkommen zur siebten Folge des Podcasts zur Phantastischen-Bestenliste und der Phantastik allgemein.
Ich plaudere in dieser Folge mit der Journalistin und Bloggerin (u.a. Femgeeks) Lara Keilbart über Frauen in der Phantastik.
Wir gehen den folgenden Fragen nach:
Können Frauen nur Romantasy? Ist unsere Bestenliste divers genug? Haben wir was gegen Männer? Lesen wir ausgewogen oder lesen wir doch immer wieder eher von Männern Geschriebenes? Was bedeutet es, wenn man über eine “starke” Heldin spricht? Werden mehr Männer in der Phantastik veröffentlicht? Warum finden wir so wenige Phantastik von Frauen in Verlagen und im Buchhandel? Wie schaffen wir es, eigene Denkmuster zu hinterfragen und wie finden wir zu guter, phantastischer Literatur? Oder ist es doch so, dass sich Qualität letzten Endes durchsetzt?
Achtung! Möglicherweise enthält diese Folge mehr Fäkalsprache als sonst!
Ein bisschen Name Dropping – das sind “unsere” phantastischen Autorinnen:
Ursula K. LeGuin, Margaret Atwood, Delilah S Dawson, Cecil Castellucci, Caitlin Kittredge, Octavia Butler, Nnedi Okorafor, Becky Chambers, V. E. Schwab, Ju Honisch, Lena Falkenhagen, Nina Blazon, Sylvia Englert (Katja Brandis), Katie Khan, Mary Shelley, Meike Hallmann, Lois McMaster Bujold, Nina Allan, Emmi Elina Itäranta, Stella Gemmell, Hanna Kuhlmann, C. E. Bernard.
Welche Autorinnen phantastischer Literatur kennt ihr und schätzt ihr? Was sind eure Buchtipps?
Bis dann. Viel Spaß beim Nächte durchlesen!
Deine Suse von Literaturschock
Shownotes
Das feministische Comic Netzwerk
Aktuelle Nominierungen des Nebula Awards
Der Bechdel-Test in der Literatur
Starke Frauen in der Phantastik – Gespräch mit Mitgliedern des Nornennetzes auf der Buchmesse Leipzig 2018
Zahlen und Fakten zu deutschen Fantasy-Autoren und deutschen Science-Fiction-Autoren – Studie von Annette Scholonek, 2009
Feministische Science-Fiction – Empfehlungen von Stefan Mesch
Weibliche Geschlechterrollen in der Science-Fiction-Literatur deutschsprachiger Autorinnen
Hangel, Magdalena (2013)
Writing Fantasy Gender Stereotypes, Part one
Feministische Fantasy oder falsches Frauenbild?
The male glance: how we fail to take women’s stories seriously
Feminismus und Fantasy: Die Königsmörder-Chronik
Goodreads-Listen (exemplarisch):
Fantasy Novels by Women of Color
“High Fantasy” with Female Leads / protoganists
Best “Strong Female” Fantasy Novels
Popular Epic Fantasy By Women Books
Weitere Links
Der Literaturbetrieb hat ein Problem mit Frauen
Schreiben Männer besser als Frauen?
High Fantasy: Frauen oder nicht Frauen, das ist hier die Frage. Oder?
Kaffeeteria meint
Unbedingt: C.J. Cherryh. 🙂
Linda meint
Danke für diesen Podcast. Habe diesmal viel gelernt! (Bechdel-Test z.B.)
Ich finde diese feministische Diskussion, das… nicht in die üblichen Rollenbilder fallen echt ganz schön schwierig. Ich meine, das Ganze zu differenzieren. Ich liebe starke Frauenfiguren, aber ich mag auch eine dazugehörige Liebesgeschichte…. Ist das jetzt mittelalterlich? Ich finde es kommt immer ganz auf die Geschichte an und die individuelle Figur, wie eigentlich fast immer.
Bestes Beispiel fällt mir gerade ein Film ein: Mad Max Fury Road. In dem Film sind eigentlich die Frauen die Richtungsweisenden Figuren. Dennoch brauchen sie den Mann, den Titelgebenden Helden, um ihre “Quests” zu bestehen.
Zum Thema deutsche Autorinnen in der Phantastik. Tatsächlich fällt mir da auf Anhieb nur Cornelia Funke ein. Das was ich gerne lese, YA, wird eigentlich alles von amerikanischen Autorinnen geschrieben. (Und das sind nicht nur Geschichten, wo die Lovestory im Vordergrund steht alla Edward & Bella) Insofern: Toll. Aber das ist auch irgendwie das Problem: Der amerikanische Buchmarkt ist der größte der Welt. Wenn dort was gutes erscheint, startet gleich mal der Hype-Train und dann wird das ins Deutsche übersetzt, juhu. Aber irgendwie scheinen deutsche, junge Autorinnen genau deshalb dann keinen Platz mehr im Verlagsprogramm zu haben. ( Ich spreche da ein wenig aus Erfahrung) Was ist da nur los?
Bestenliste meint
Hallo Linda,
warum sollte das mittelalterlich sein? Es sagt ja niemand, dass keine Liebe in einem Buch vorkommen darf. Wenn es allerdings das zentrale Thema ist oder – wie in deinem Beispiel zu Mad Max Fury “Die Frauen brauchen den Helden, um die Quest zu bestehen” – dann sehe ich das schon kritisch. Eine Frau sollte meiner Meinung nach ihre Aufgaben auch ohne einen Mann erfüllen können und nicht in Abhängigkeiten geraten.
Liebe Grüße
Suse
Linda meint
Hm, vielleicht war das nicht das Beste Beispiel. Oder ich kann nicht ganz ausdrücken was ich meine. Hast du den Film gesehen? Die Umstände, wie es zu der Zusammenarbeit zwischen Mann und Frau in dem Fall kommt sind ja dann auch etwas detaillierter, als ich das so grob überrissen hab… 🙂
Sandra meint
Hi Lara und Suse,
während des Hörens dieses phantastischen Podcasts hat es mir immer wieder in den Fingern gejuckt. Ich wolle eure Aussagen bestätigen, freute mich drüber. An anderen Stellen wollte ich Gegenpositionen einnehmen. Auch weitere Meinungen, die eure ergänzen hatte ich “auf der Zunge”. Jedoch war ich im Zug unterwegs und werde meine Gedanken später noch einmal sammeln müssen.
Überrascht war ich von der Aussage, dass sich einige ganz konkret Bücher von Frauen oder Männern aussuchen, weil das jeweils andere Geschlecht das jeweilige Genre angeblich “nicht so gut schreiben” könnte. Solche Gedanken habe ich mir noch nie gemacht, ich greife einfach zu den Büchern, die mich reizen. Oft sind es Frauen, oft aber auch Männer. Ich werde mir jetzt aber bei der Auswahl noch mehr Mühe geben, auch die kleineren Verlage und Selfpublisher*innen auszuspähen 😉
Ein Tipp für “starke” Frauenfiguren, die m. E. den von euch genannten Kriterien entsprechen sind die Frauen von Leo in seinen “Welten von Aldebaran”. Ja, Leo ist ein Mann. Und ja, es sind keine Romane, sondern Comics. Aber. Sie sind großartig und die Storys und Charaktere genau so authentisch und alleine lebensfähig, wie ich mir manche Romanfiguren wünsche. Bei Romanen kann ich immer wieder Susanne Gerdom nennen, die mit Geschlechterrollen auf ihre ganz eigene Art umgeht, beispielsweise in der Anida-Reihe.
Achja, Suse – ich bin ja noch etwas älter als du und auch ich kann mich an diese rosa/blau-Welt nicht erinnern. Ich habe mit Autos gespielt, hatte eine “Bande”, hatte Fisher Technic und auch eine Baby-Puppe und eine Barbie-ähnliche. 😀
Liebe Grüße,
Sandra (booknapping.de)
Bestenliste meint
Hi Sandra, vielen Dank für deinen Kommentar! Das mit der Aussage, dass sich einige Bücher von Frauen oder Männern aussuchen: Das bezog sich nicht auf die Jury! Aber ich habe das wirklich schon oft erlebt. Ich kenne auch Autoren, die sich für das Schreiben von Liebesromanen ein weibliches Pseudonym zugelegt haben, weil sie sonst keine Bücher verkaufen. Umgekehrt geht das also auch.
Hannah meint
Gut gemachter Podcast, danke dafür!
Zum Thema: “deutschsprachige Phantastik-Autorinnen” mal einige zusätzliche Daten.
Auflistung der deutschsprachigen Autorinnen (Titel in Klammern) bei Droemer Kaur Fantasy und SF seit Herbst 2016 (E-only-Veröffentlichungen ausgenommen, sonst wären es wesentlich mehr):
Julia Lange (Irrlichtfeuer, Blutgesang)
Sandra Melli (Festung der Götter) <- Duo aus Frau und Mann
Liane Sons (Das vierte Siegel)
Valerie Colberg (Talvars Schuld)
Ju Honisch (Seelenspalter, Blutfelsen)
Mona Kasten (Coldworth City)
Liza Grimm (Die Götter von Asgard)
Maja Ilisch (Die Spiegel von Kettlewood Hall)
Hanna Kuhlmann (Nacht der Diebe)
Sylvia Englert (Das dunkle Wort)
Dana S. Eliott (Taberna Libraria)
Das sind durchschnittlich 3 Titel pro Programm bei einem Programmumfang von (variierend) 18-15 Titeln (dabei sind auch Zweitverwertungen und Neuauflagen).
Quelle:
https://www.droemer-knaur.de/buecher/fantasy?genre=415091&max=50&sort=Neueste+B%C3%BCcher+oben&seite=1&skip=0
Bestenliste meint
Vielen Dank! Den Knaur-Verlag haben wir im Podcast ja auch lobend erwähnt in der Hinsicht 🙂
Hannah meint
Ja, hatte tatsächlich schon angefangen zu posten, ehe ich bis zum Ende gehört hatte.
Jan meint
Da fallen mir spontanvier ein:
Gert Brantenberg: Die Töchter Egalias
Nicola Griffith: Ammonit
Marge Piercy: Frau am Abgrund der Zeit und Er, Sie und Es
James Tiptree (Alice B. Sheldon) mit vielen ScFi Kurzgeschichten, eine zu Unrecht fast vergessene Autorin
Da gibt es noch mehr.
alibert meint
Ich persönlich fasse kein (Sci-Fi) Buch mehr an welches eine Frau geschrieben hat. Nach drei kompletten Reinfällen erspare ich mir das in Zukunft. Es interessiert mich nicht in einem Sci-Fi-Buch ob die Frau “bebend vor Lust” oder “schon ganz feucht” etc pipapo ist!
Meist muss man ja nicht mal den Autoren auf dem Buch lesen, es reicht oft ein Blick auf das Cover um zu sehen ob das Buch von einem Mann oder einer Frau geschrieben wurde…
Steinigt mich, aber ich lese zu 99% Sci-Fi und dazu gehören keine zu Schmonzetten verkommenen Bücher.
Bestenliste meint
Hallo Alibert, danke für dein Feedback, welches uns eigentlich auch nicht interessiert.